Abkommen gegen Plastikmüll vorerst gescheitert
Plastikgipfel in Genf vertagt: 180 Länder finden keine Einigung gegen Plastikverschmutzung.
Der geplante globale Vertrag gegen die Plastikverschmutzung der Welt ist vorerst gescheitert. Von einem Scherbenhaufen wollte in den frühen Morgenstunden in Genf zwar niemand sprechen, aber was die Diplomaten aus gut 180 Ländern in gut zehn Tagen Abschlussverhandlungen zustande gebracht haben, ist dürftig.
Es soll aber weitergehen. «Diese fünfte Sitzung wird vertagt und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt», sagte der Konferenzvorsitzende nach einem Verhandlungsmarathon durch die ganze Nacht am Freitagmorgen. Ein Datum nannte er nicht.
«Die Welt braucht dringend eine Einigung», sagte die EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall, die vorher ihre Enttäuschung über das Ergebnis zum Ausdruck gebracht hatte. Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, sagte: «Ich hätte mir mehr gewünscht, und mehr wäre möglich gewesen. Die unterschiedlichen Interessen liegen aber noch immer weit auseinander.» Es lohne sich, weiterzuverhandeln. Die Verhandlungsrunde in Genf ist allerdings zu Ende.
Streit gab es unter anderem darüber, ob und wie die Plastikproduktion auf ein nachhaltiges Niveau begrenzt werden soll und wie Länder des Globalen Südens finanziell unterstützt werden sollen, um Recyclinglösungen umzusetzen.
Deutschland ist der größte Plastikproduzent in Europa. Die gesammelten Kunststoffabfälle werden nach Angaben des Bundesumweltministeriums aber nahezu vollständig verwertet, entweder als Grundstoff für neue Produkte oder zur Energieproduktion. Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik wurden 2023 aber immer noch gut 694.000 Tonnen Kunststoffabfälle exportiert, immerhin acht Prozent weniger als im Jahr davor.
Plastik vermüllt Meere und Umwelt und vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen nach Studien unter anderem das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen.
Florian Titze von der Umweltstiftung WWF sagte: «Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastik-Krise zu sein». Ähnlich äußert sich die Umweltorganisation Greenpeace: «Oberste Priorität muss eine effektive Lösung der Krise sein», sagte Moritz Jäger-Roschko, Plastikexperte von Greenpeace. «Kein fauler Kompromiss, der den Status quo zementiert und der fossilen Industrie erlaubt, weiter Kasse zu machen, indem sie die Welt mit Müll flutet.»
Verklausulierte Kritik gab es auch an der Konferenzleitung. Es brauche neue Impulse, sagten Vertreter mehrerer Delegationen. Der Vorsitzende, Luis Vayas Valdivieso aus Ecuador, hatte erst am vorletzten Tag einen eigenen Vertragsentwurf vorgelegt, der allerdings von praktisch allen Delegationen abgelehnt wurde. Ehrgeizige Länder waren schockiert, dass praktisch alle ambitionierten Ziele nicht mehr darin vorkamen. Ein neues Papier, das er dann in der Nacht vorlegte, änderte daran wenig.