Schneller bohren mit Versicherung
Geothermie soll eine wichtige Rolle in der Energieversorgung spielen.
Die Bundesregierung will Deutschlands Gemeinden mit einer staatlich geförderten Versicherung die Angst vor dem Risiko teurer Geothermie-Bohrungen nehmen. Die «Fündigkeitsversicherung» in Kooperation der bundeseigenen Förderbank KfW und des Rückversicherers Munich Re soll finanziellen Schutz bieten. Derzeit ist der Bundeshaushalt im Bundestag in Beratung. «Davon abhängig ist der Start», sagt eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums.
Die Tiefengeothermie - heißes Wasser aus kilometerweit unter der Erdoberfläche gelegenen Schichten - soll künftig eine größere Rolle in der deutschen Energieversorgung spielen als bisher. Bis 2030 soll ein geothermisches Potenzial von 10 Terawattstunden erschlossen und die Einspeisung in Wärmenetze aus dieser Quelle verzehnfacht werden, wie es in der Begründung des ebenfalls geplanten Geothermie-Beschleunigungsgesetzes heißt. Fündigkeitsversicherung und Gesetzesplan sind Erbstücke der verflossenen Ampel-Koalition, die die jetzige Bundesregierung weiter verfolgt.
Für die Stromerzeugung per Geothermie sind 80 bis 90 Liter Fließmenge pro Sekunde mit einer Wassertemperatur von 110 Grad notwendig, wie Geologe Matthias Tönnis erläutert, der Geothermie-Fachmann der Munich Re. Für die Wärmenutzung genügen niedrigere Fließmengen und 60 bis 70 Grad Wassertemperatur. Vorzugsgebiete sind nach geologischen Untersuchungen das im Voralpenland gelegene bayerische Molassebecken, der Oberrheingraben und das norddeutsche Becken.
Doch Aufwand, Bürokratie und Kosten sind hoch: «Bis ein Projekt überhaupt erst mal anfängt zu bohren, vergehen manchmal fünf Jahre», sagt Tönnis. «Jeder Bohrtag – und da reden wir nicht von Arbeits-, sondern von Kalendertagen – kostet etwa 80. 000 Euro.» Bis die erste Bohrung unten ist, können einer Kommune nach Tönnis' Worten Vorlaufkosten von 20 bis 30 Millionen Euro entstehen. «Wenn die Bohrung nicht bringt, was sie erwartet hat, ist das Geld weg.» Unter Umständen gibt es dann noch ein offenes Bohrloch, das wieder geschlossen werden muss. «Das kostet nochmal eineinhalb Millionen Euro.»