Zoll-Deal

Felbermayr: „Die EU hat Handelsdeal 0:15 verloren“

22.08.2025
© dpa
© dpa

Im Interview mit The Pioneer kritisiert der Ökonom Gabriel Felbermayr das neue Handelsabkommen zwischen der EU und den USA scharf. Das Rahmenwerk soll einen jahrelangen Zollstreit beenden, der mit Strafzöllen der Trump-Regierung begann und zuletzt die Autoindustrie besonders belastete. Während die EU nun sämtliche Zölle auf US-Industriegüter streicht, begrenzen die USA ihre Importabgaben lediglich auf 15 Prozent.

Die fünf wichtigsten Fragen und Antworten:

The Pioneer: Was war Ihr erster Gedanke als Sie die Details des Deals gehört haben?

Gabriel Felbermayr: Das ist wie auf dem Fußballfeld, wenn man 0 zu 15 verliert. Das ist ein Deal, bei dem die Europäische Union viel geben muss und im Gegenzug nicht nur nichts erhält, sondern neue Handelsbarrieren in den USA akzeptiert.

Warum hat man einen Deal in diesem Umfang akzeptiert? Liegt das an der sicherheitspolitischen Abhängigkeit von den USA?

So sehe ich das. Wir sehen ja auch, dass das Vereinigte Königreich einen etwas besseren Deal bekommen hat. Unsere sicherheitspolitische und technologische Abhängigkeit von den USA ist hoch. Und diese Abhängigkeiten machen es dann einem opportunistisch agierenden US-Präsidenten leicht, uns zu erpressen.

Ökonom Gabriel Felbermayr © dpa

Was bedeutet das für die Automobilindustrie?

Jetzt sind es eben für die Automobilindustrie nicht 27,5, sondern 15 Prozent. Das ist besser, aber immer noch mehr als die vorherigen 2,5 Prozent. Die Automobilindustrie ist vermutlich die einzige große Branche, die von diesem Deal profitiert. Aber es sind eben die Firmen und ihre Aktionäre, die profitieren, nicht die Arbeitsplätze in Ingolstadt, Wolfsburg oder Köln.

Zu diesem Deal gehören auch Investitionszusagen im Gegenwert von insgesamt über einer Billion Dollar. Wie kann man so eine Zusage geben, in dem Wissen, dass der Staat das nicht entscheiden kann?

Ich weiß es nicht. Die Zahlen sind gigantisch. Die sollen bis 2028 abgearbeitet sein. In dieser Größenordnung ist das kaum vorstellbar. Wir haben gar keinen Energiebedarf in dieser Größenordnung. Dazu kommt die Tatsache, dass Europa aus fossilen Energien aussteigen will.

Und die privatwirtschaftlichen Zusagen?

Wie kann Frau von der Leyen solche Versprechungen abgeben, die nur von den privaten Wirtschaftsakteuren in der EU eingelöst werden können? Gott sei Dank steht in dem schriftlichen Statement, dass man sich nicht dazu verpflichtet, sondern es versucht anzustreben. Das Wording ist ein bisschen softer geworden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zoll-Deal: Der große Bluff

Die Fakten hinter dem „riesigen Deal“.

Artikel lesen

Veröffentlicht von Gabor Steingart.

Artikel

Empfehlen Sie uns weiter

Sie können diesen Beitrag mit einem Klick auf die entsprechende Schaltfläche teilen.