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Zeitenwende

AfD- und BSW-Erfolge: Keine Zeit für Apokalyptiker

Die deutsche Politik steht vor einer Zeitenwende: Die etablierten Parteien verlieren ihren Rückhalt, die Ränder gewinnen. Apokalyptische Narrative sind hier aber fehl am Platz. Die aktuellen Veränderungen sind viel mehr ein Zeichen dafür, dass unsere Demokratie in Gebrauch ist.
Bild Gabor Steingart
Gabor Steingart
Gabor Steingart
05.09.2024

In Deutschland sind wieder die Pessimisten unterwegs. Sie wollen uns einreden, die Demokratie sei bedroht und der Bürger selber schuld, wenn jetzt nicht mehr vernünftig regiert werden kann. Die Süddeutsche Zeitung schreibt:

Die Demokratie gerät an ihr Limit.

Das Bürgerlein sei zu rechts, zu links, zu grün, zu braun, zu rot und zu wirr sei es auch. Wie sollen die Politiker denn ordentlich Politik machen, wenn der aufmüpfige Bürger ihnen dauernd dazwischenfunkt?

Dass der Taxigast den Weg besser kennt als der Taxifahrer, die Eltern den Lehrplan tiefer durchdrungen haben als der Lehrer und das Sportschau-Publikum von der Mannschaftsaufstellung mehr versteht als der Nationaltrainer, daran hat man sich 225 Jahre nach der Französischen Revolution gewöhnt. Aber dass das borstige Bürgerlein sich nun auch noch dem Kanzler und seinem Hofstaat widersetzt, ist empörend.

Willy Brandt, 1969 © imago

Man hätte es ahnen können, dass Willy Brandts leidenschaftlicher Ausruf „Mehr Demokratie wagen“ Jahrzehnte später im Chaos enden würde.