Aufs Abstellgleis: Richard Lutz wird als Chef der Deutschen Bahn entlassen. Das teilte Verkehrsminister Patrick Schnieder ihm laut übereinstimmender Medienberichte bei einem Routinetermin mit. Man sei übereingekommen, den bis 2027 laufenden Vertrag vorzeitig zu beenden.
Wie es jetzt weitergeht: Vorerst soll Lutz so lange als Bahnchef weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist, teilte eine Bahn-Sprecherin mit. Aufsichtsratschef Werner Gatzer werde jetzt das Auswahlverfahren für eine Neuaufstellung starten und entsprechende Beschlüsse für das Kontrollgremium vorbereiten. Schieder betonte:
Verkehrsminister Patrick Schnieder © dpaDie Suche nach einem neuen Bahnchef, einer neuen Bahnchefin hat mit diesem Augenblick begonnen.
Marode Infrastruktur, hohe Unpünktlichkeit: Auf diesen Nachfolger kommen einige Herausforderungen zu. Am 22. September will Schnieder die neue Strategie der Bundesregierung verkünden, um die Probleme auf der Schiene schnell in den Griff zu bekommen. „Idealerweise können wir mit der Strategie im September den oder auch die neue Vorstandsvorsitzende präsentieren“, sagte Schnieder.
Überraschend ist die Entscheidung nicht, wenn man bedenkt, dass die Bahn unter Lutz' Führung gnadenlos heruntergewirtschaftet wurde. Seit März 2017 war er Vorsitzender des Unternehmens. In diesen acht Jahren verschlechterten sich die Pünktlichkeit der ICE- und IC-Züge von 78,5 Prozent im Jahr 2017 zu 62,5 Prozent im Jahr 2024. Die neue Bundesregierung stand Lutz kritisch gegenüber.
Boni trotz Fehlleistung: Seit Jahren schreibt der bundeseigene Konzern rote Zahlen. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres fuhr die DB einen Verlust in Höhe von 760 Millionen Euro ein. Lutz ließ sich trotzdem alljährlich Millionenboni auszahlen.
The Pioneer sammelte daher in den vergangenen Jahren eine Fülle an Abmahnungen an den baldigen ehemaligen Bahnchef. Hier eine Zusammenstellung:
Richard Lutz präsentiert die Pünktlichkeitsziele der Bahn als Kraftanstrengung (Februar 2024)
Er leide wie ein Hund, sagt Richard Lutz (Juli 2022)
Die Jahre von Richard Lutz als Bahnchef sind verlorene Jahre – für ihn und seine Kunden (Mai 2022)