Nun ist’s vollbracht: Nach einem wochenlangen Hin und Her haben die Aktionäre von Deutschlands zweitgrößtem Medienunternehmen ProSiebenSat.1 das Übernahmeangebot von MediaForEurope angenommen: Der Konzern der Berlusconi-Erben stockte seine Anteile von 33 auf 75,6 Prozent auf.
Pier Silvio Berlusconi geht damit den Pfad weiter, den sein Vater mit der Gründung der Medienholding eingeschlagen hatte: Er hat einen europäischen Fernsehkonzern vor Augen, der den US-amerikanischen Streamingriesen Netflix, Disney+ und Co die Stirn bieten kann.
Die Bedenken von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer – er sorgte sich um die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit der deutschen Medienmarke – scheint der Italiener aus dem Weg geräumt zu haben. Anfang der Woche war er Weimers Einladung nach Berlin gefolgt. Das Ministerium ließ in der darauffolgenden Pressemitteilung verlauten:
Beide Seiten bekräftigten, dass ein starker europäischer Medienmarkt nur gelingen könne, wenn Standortsicherheit, unabhängiger Journalismus und lokale Inhalte Hand in Hand gingen.
Was Weimer übersieht (oder zumindest ignoriert): Während Pier Silvio es lange ausschloss, selbst politisch aktiv zu werden, tut er das nun nicht mehr. Erst Anfang Juli sagte er bei einem Presseempfang in Mailand:
Ich habe derzeit keine solchen Pläne, will es für die Zukunft aber nicht ausschließen. Mein Vater war 58, als er in die Politik ging. Ich bin jetzt 56.