Bittere Diagnose: Die deutsche Wirtschaft hat stark in ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt eingebüßt. Ohne die Marktanteilsverluste beim Export wäre die deutsche Wirtschaft zwischen 2021 und 2024 um 2,4 Prozentpunkte stärker gewachsen. Ein Plus von 50 Prozent gegenüber der eigentlichen Wachstumsrate. Das hat die Bundesbank für ihren aktuellen Monatsbericht ausgerechnet.
Und wer ist schuld? Vor allem der Maschinenbau, die Elektrobranche und die Chemie- und Metallindustrie schwächeln. Das wurde 2022 deutlich, als allein aufgrund der Marktanteilsverluste durch unterbrochene Lieferketten nach China und den gestiegenen Energiepreisen das BIP um 1,3 Prozentpunkte geringer ausfiel.
Der neu vorgestellte VW ID. Evo © Claudia ScholzGanz so einfach ist es dann doch nicht: Es sind nicht nur „Schocks im außenwirtschaftlichen Umfeld“, wie die Bundesbank schreibt, die die internationale Nachfrage nach deutschen Gütern einbrechen lassen. Deutschland muss sich auch an die eigene Nase fassen. „Strukturelle Entwicklungen im Inland, die die deutsche Wirtschaft belasteten“, habe es auch gegeben. Vor allem der Arbeits- und Fachkräftemangel sowie die Bürokratie- und Steuerbelastung werden hier genannt.
Konkurrenz aus dem Osten: Der weltweite Appetit für deutsche Autos, Industriemaschinen oder Chemieprodukte ist gesunken und China hat Deutschland an vielen Stellen verdrängt. „Die deutsche Exportwirtschaft verlor seit 2019 bei seinen wichtigsten Handelspartnern tendenziell dort mehr Marktanteile, wo China welche aufbaute“, heißt es im Bundesbank-Bericht.
Ein Elektroauto des chinesischen Herstellers BYD auf der diesjährigen Automesse in Shanghai. © ImagoKeine Analyse ohne Konsequenzen: Um die deutsche Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen, fordert die Bundesbank grundlegende Reformen. Es müsse von der Politik ein „verlässlicher, beschäftigungs- und investitionsfreundlicher Rahmen“ geschaffen werden. Arbeitsanreize sollen gestärkt werden, Hürden bei der Fachkräftezuwanderung sowie die Bürokratie- und Steuerbelastung müssten sinken. „Auch Reformen der Sozialversicherungssysteme sind angezeigt, um Kosten- und Abgabenanstiege zu begrenzen“, heißt es im Bericht.