Sanktionspolitik

China-Experte Sandschneider: „Europa sitzt im Glashaus“

22.07.2025
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Am Donnerstag treffen sich Vertreter der Europäischen Union und Chinas zum Gipfel in Peking. Eigentlich wollte man dort feiern: 50 Jahre offizielle diplomatische Beziehungen liegen hinter den Partnern. Aber die neuen EU-Sanktionen gegen Russland, die auch chinesische Unternehmen treffen, trüben die Feierlaune: Peking drohte kurzum mit Gegenmaßnahmen.

The Pioneer hat mit dem Politikwissenschaftler und China-Experten Prof. Eberhard Sandschneider über die schwelenden Konflikte im europäisch-chinesischen Verhältnis gesprochen. Europa droht sich mit seinen Sanktionen gegen Russland unglaubwürdig zu machen, erklärt er:

Europa sitzt im Glashaus und wirft trotzdem munter mit Steinen um sich. Das Glashaus besteht in einem geschätzten Handelsvolumen von immer noch 71 Milliarden Euro pro Jahr von europäischen Firmen mit Russland. Das ist mehr, als Indien trotz seiner billigen Ölkäufe mit Russland umsetzt.

Gerade angesichts des Zollstreits mit den USA, so Sandschneider, wäre es eigentlich im Interesse Europas, stärker mit China zusammenzuarbeiten. Aber:

China ist und bleibt ein kommunistisches System. Insofern gibt es mit China diesen dauerhaften Wertekonflikt, der immer wieder hochgezogen wird, wenn man ihn gerade braucht.

Professor Eberhard Sandschneider, 15.09.2015 © dpa

Wie Europa aus dem ideologischen Schlingerkurs herausfinden kann? Sandschneider formuliert es so:

Die transatlantischen Beziehungen müssen entmystifiziert und die europäisch-chinesischen Beziehungen entideologisiert werden. Man muss Werte thematisieren, darf aber nicht so tun, als ob es das einzige Kriterium im Umgang mit China wäre.

Im Pioneer-Podcast hören Sie außerdem die drei Gründe, warum eine Niederlage Russlands im Ukraine-Krieg nicht im Interesse Chinas ist.

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