Machtwechsel

Robin Alexander: Merz jenseits der „ausgetretenen semantischen Pfade“

Gestern
© Anne Hufnagl
© Anne Hufnagl

Die aktuelle Legislaturperiode ist die letzte Chance für die Parteien der Mitte, zu zeigen, dass sie gemeinsam regierungsfähig sind – so die Einschätzung von Welt-Vize Robin Alexander in seinem neuen Buch „Letzte Chance“.

In dem Werk, das er im „Machtwechsel“-Podcast mit Dagmar Rosenfeld live an Bord der Pioneer One besprochen hat, geht es um Intrigen, Strategien und Machtspiele – vom Zusammensturz der Ampel bis zur Regierungsbildung von Friedrich Merz.

Noch vor Regierungsstart sah der damalige Kanzlerkandidat Merz bereits eine letzte Chance, die AfD möglichst kleinzuhalten – und übernahm nach dem Attentat von Aschaffenburg deren zentrales Wahlkampfthema, die Migration. Das, obwohl er sich zuvor entschieden hatte, bei einem Wirtschaftswahlkampf zu bleiben. Über diese Merz'sche Kehrtwende sagt Dagmar Rosenfeld:

Das ist, glaube ich, doch der krasseste Unterschied zu seinen Vorgängern, zu Olaf Scholz und auch zu Angela Merkel. Emotionalität hat es bei diesem Kanzler und bei dieser Kanzlerin nicht gegeben. Der emotionale Merz ist es eine gute Nachricht für Deutschland.

Dagmar Rosenfeld, 2.7.2025 © Anne Hufnagl

Paschas, Drecksarbeit, Zirkuszelt: Kommunikativ macht Merz einiges anders als seine Vorgänger. Robin Alexander dazu:

Es ist ein Stück weit jenseits der ausgetretenen semantischen Pfade des Politikbetriebes, aber wir haben doch bei Scholz immer kritisiert, dass er die Leute nicht erreicht und dass er in dieser technokratisch abgedichteten Sprache bleibt. Jetzt haben wir einen, der es nicht so macht.

Robin Alexander, 2.7.2025 © Anne Hufnagl

Auch die anderen Parteien der demokratischen Mitte stehen laut Robin Alexander derzeit vor einer „Letzten Chance“, eigens verschuldet durch die Fehler der Ampel-Regierung. Da wären die kommunikativen Lücken des Olaf Scholz, die Versäumnisse bei der Waffenlieferung der Annalena Baerbock – und die FDP:

Die FDP will, dass es so aussieht, als sei nicht sie schuld gewesen. Ein Unterfangen, das megamäßig scheitert, weil heute denkt jeder, dass die FDP schuld war. Was vielleicht damit zu tun hat, dass man sich mit einer Powerpoint-Präsentation erwischen hat lassen. Aber die FDP ist nicht besonders perfide, sondern geht besonders tollpatschig vor.

Robin Alexander

Diese und andere Versäumnisse stellen Deutschland vor vollendete Tatsachen und enttäuschte Bürgerinnen und Bürger – mit gravierenden Folgen.

Der Unmut geht nicht zum anderen Koalitionspartner oder selbst zur Mitte-Opposition, sondern der Unmut geht an die Ränder. Und damit wird der Kuchen für die Mitte insgesamt kleiner. Deshalb gab es in der Ampel das Phänomen, dass sich alle gegenseitig ständig unter Wasser drücken und dann wundern, dass sie irgendwann keine Luft mehr kriegen.

Robin Alexander

Das ganze Gespräch hören Sie hier.

„Machtwechsel“ live – da liegt was in der Luft

Machtwechsel – mit Dagmar Rosenfeld und Robin Alexander

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Veröffentlicht in Machtwechsel von Dagmar RosenfeldRobin Alexander.

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