Deutscher Handel

Deutscher Handel hängt von Sicherheit der Meere ab

21.08.2025
© picture alliance/dpa/Suez Canal Authority | -
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Deutschland importiert im Jahr Waren im Wert von rund 1,3 Billionen Euro. Aber auf welchem Weg erreichen uns die Waren eigentlich – und wie sehr beeinflussen diese Wege den deutschen Handel?

In einer Studie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums schreibt das ifo Institut:

Rund 50 Prozent des deutschen Handels mit Nicht-EU-Ländern werden über den Seeweg transportiert.

Zum Download: Policy Report zum deutschen Außenhandel

Die Studie quantifiziert die Abhängigkeit deutscher Importe und Exporte von wichtigen maritimen Engpässen. Demnach wurden im Jahr 2023:

  • 9,8 Prozent der deutschen Importe durch den Suezkanal transportiert,

  • 9,4 Prozent durch die Meerenge Bab al-Mandab,

  • 8,7 Prozent durch die Straße von Malakka und

  • 7,1 Prozent durch die Taiwanstraße.

  • Durch die Straße von Hormus sind es 0,3 und durch den Panamakanal 0,5 Prozent.

Containerschiff der Reederei Hapag-Lloyd © Imago

„Ein erheblicher Anteil des deutschen Handels hängt von bestimmten Engpässen ab“, heißt es im Bericht. Das stellt ein zentrales Merkmal des Seehandels dar: Er verläuft in der Regel indirekt – also über die genannten Knotenpunkte.

Die Abhängigkeit des deutschen Handels von maritimen Engpässen sei unterschiedlich und vielfältig, heißt es im Bericht:

Diese erhebliche Heterogenität verdeutlicht die Notwendigkeit einer gründlichen Bewertung der deutschen Lieferketten und ihrer Abhängigkeit von kritischen Engpässen.

Warum das wichtig ist: Geopolitische Krisen in diesen Meerengen haben also eine nicht unerhebliche Auswirkung auf den deutschen Produktionsstandort. Denn fast alle Rohstoffimporte für die Hightech-Bereiche wie Elektronik und Automotive gelangen durch den Suezkanal, dessen Zugangsroute über das Rote Meer immer wieder durch die Huthi im Jemen bedroht wird.

Eine Infografik mit dem Titel: Geopolitische Risiken gefährden den Seehandel

Weltkarte der Hauptseerouten und Meerengen, an denen der Gütertransport aufgrund geopolitischer Risiken gefährdet ist

Nicht alle Produkte und Branchen seien gleichermaßen betroffen. Besonders abhängig: die Textil-, Schuh- und Lederindustrie. 22 bis 25 Prozent ihrer Vorprodukte müssen über die genannten Seewege transportiert werden. Gerade für diese Branchen sind Seewege besonders wichtig, um die Produktion aufrechterhalten zu können.

Allerdings kommt es nicht nur auf die Menge an: Obwohl es in der Chemieindustrie geringere Anteile (sechs bis acht Prozent) sind, die beispielsweise über den Suezkanal, die Straßen von Bab al-Mandab oder Malakka transportiert werden, sei auch eine solche „moderate Abhängigkeit“ riskant. Denn: Auch bei diesem kleinen Prozentsatz kann es sich um schwer ersetzbare Rohstoffe handeln.

Zur Sache: Chemieindustrie

Von der Apotheke der Welt in die Krise.

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Veröffentlicht von Nils Heisterhagen.

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