Erstmals eine Frau, erstmals mit Lok-Führerschein: Evelyn Palla ist vom Aufsichtsrat offiziell zur Chefin der Deutschen Bahn berufen worden. Damit ist sie die erste Frau an der Spitze der DB. Und noch etwas ist neu: 2024 hat sie eine Lokführerausbildung absolviert, um ein besseres Verständnis für die Arbeitsrealität im Zugbetrieb zu gewinnen. Das macht sie zur ersten Chefin der Deutschen Bahn, die eine Lok fahren kann.
Die 51-Jährige gilt als gut aufgestellt für den Posten: Seit dem 1. Juli 2022 ist Palla (nach Stationen bei Siemens, E.ON und der österreichischen Bahn) zur Vorständin der Deutschen Bahn AG und zugleich zur Vorstandsvorsitzenden der DB Regio AG berufen. Und man war zufrieden mit ihrer Performance: Im September 2024 wurde ihr Vertrag um weitere fünf Jahre bis 2030 verlängert.
Evelyn Palla und Patrick Schnieder. © ImagoDoch es gibt Widerstand: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kündigte vor der Wahl an, im Aufsichtsrat gegen die neue Bahnchefin Palla zu stimmen. Laut dpa richtet sich dies allerdings nicht gegen Palla selbst, sondern gegen den zweiten Personalvorschlag von Verkehrsminister Patrick Schnieder: Ex-DB-Netz-Chef Dirk Rompf, der InfraGo leiten soll. EVG-Chef Martin Burkert wirft ihm einen „Sparwahn“ mit Folgen bis heute vor:
Jeder Fahrgast spürt heute noch die Auswirkungen seiner schlechten Bilanz. Das ist kein Neustart.
Ein Bahner, der den ehemaligen McKinsey-Berater aus gemeinsamen Zeiten kennt, sagt: „Rompf ist alles andere als emphatisch. Ein Theoretiker, der Entscheidungen auf die lange Bank schiebt.“ Von 2014 bis 2019 war Rompf Vorstand bei DB Netz. Unter dem damaligen Konzernvorstand Ronald Pofalla (zuständig für Infrastruktur) endete seine Bahnkarriere.
Rompf soll sich mit einer Abfindung in siebenstelliger Höhe von der Bahn verabschiedet haben, hört The Pioneer.
Dirk Rompf, Ex-Vorstand DB Netz © dpaWeiterer Grund für den EVG-Widerstand: Philipp Nagl, der derzeitige InfraGo-Chef, gilt als Eisenbahner mit Herz und Verstand. Nagl mischt sich seit Jahren mit Detailkenntnis in Debatten, etwa auf der Internetplattform drehscheibe-online, ein. Es sei den eigenen Mitgliedern schwer zu vermitteln, warum die EVG dabei helfen solle, einen Pragmatiker gegen einen bereits gescheiterten Theoretiker einzutauschen, hört The Pioneer.
Ein Nutzer auf drehscheibe-online schreibt etwa: „Der Rompf hat sechs Jahre den Nachweis erbracht, dass er es nicht kann.“ Er sei der Typus Unternehmensberater, von dem es bei der Bahn „einfach viel zu viele gibt“. Ein BWLer mit „schönen Folien“. EVG-Chef Burkert sagte weiter, man lehne das Personalkonzept in Gänze ab. Dabei gehe es nicht primär um die Personalie Palla.