Die Familienunternehmer sind ins Schlingern geraten. Erst distanzierte sich der Verband „Die Familienunternehmer“ von der Brandmauer zur AfD und lud erstmals AfD-Abgeordnete zu Veranstaltungen ein – jetzt distanziert sich der Verband von sich selbst.
Nach massiver Kritik und prominenten Austritten erklärt Präsidentin Marie-Christine Ostermann nun:
Wir erkennen an, dass sich diese Einladung als Fehler erwiesen hat und nicht zu dem geführt hat, was wir beabsichtigt haben.
Und:
Leider ist öffentlich – auch durch Äußerungen der AfD – der falsche Eindruck entstanden, dass wir die Partei stärken wollten.
Hintergrund: Ostermann hatte im Oktober erstmals AfD-Vertreter – den Abgeordneten Leif-Erik Holm – zu einem parlamentarischen Abend in der Berliner Deutsche-Bank-Niederlassung eingeladen. Sie erklärte daraufhin, das „Kontaktverbot“ zur AfD sei aufgehoben. Noch am vergangenen Mittwoch sagte sie:
Jetzt hilft nur noch die Auseinandersetzung mit den Inhalten der AfD, jenseits von schlichten Kategorisierungen in ‚gut‘ und ‚böse‘.
Die Reaktion folgte schnell: Die Deutsche Bank distanzierte sich, der Tunnelbohrer Herrenknecht auch, Persönlichkeiten aus den Familienunternehmen Rossmann, Vorwerk und Fritz-Kola traten aus dem Verband aus.
Auch der Berliner Unternehmer Harald Christ kehrte dem Verband dem Rücken zu. Schon seit längerem hörte er von Verbandsmitgliedern, man solle sich der AfD stärker öffnen, sagt er The Pioneer. Und das sei für ihn einer der Gründe gewesen, aus dem Verband auszutreten.
Unternehmer Harald Christ © dpaDie AfD habe für Christ vor allem auch „wirtschaftspolitisch überwiegend fatale Positionen“.
Wenn ich höre, dass dieser Partei inzwischen eine hohe Wirtschaftskompetenz zugeschrieben wird, frage ich mich wirklich: Wie kommen diese Leute darauf?
Nicht nur Teile der Wirtschaft zeigen sich kritisch, auch Stimmen aus der Politik übten Druck aus. So sagte etwa der Generalsekretär der SPD Tim Klüssendorf zur AfD-Öffnung des Verbands:
So darf es nicht weitergehen. Das ist ein Alarmsignal für unsere Gesellschaft.
Kritik kommt auch aus der CDU: „Wer als Unternehmerverband die Nähe zur AfD sucht, legt die Axt an die Wurzel unseres Wirtschaftsmodells“, sagt der CDU-Europapolitiker Dennis Radtke dem Focus.
Für den Verband „die Familienunternehmer" scheint der Druck zu groß geworden zu sein. Von allen Seiten hagelte es Kritik und diese riss auch nicht ab.
Anlass der Debatte: In einer Recherche von The Pioneer erklärte der Hauptgeschäftsführer „der Familienunternehmer“, Albrecht von der Hagen, die Brandmauer habe „nichts gebracht“. Darum werden nun alle Parteien eingeladen.
Albrecht von der Hagen, Chef von „Die Familienunternehmer e.V.“ © Die Jungen Unternehmer / Anne Großmann Fotografie