Gazastreifen

Wankender Waffenstillstand vorerst gesichert

Angriffe der Hamas und des israelischen Militärs sorgten für Sorge um eine weitere Eskalation im Gazastreifen. Inzwischen gilt die Waffenruhe als stabil, beide Seiten bekannten sich dazu. Die Brüche in der Vereinbarung werden jedoch für weiteren Gesprächsstoff bei anstehenden Verhandlungen sorgen.
20.10.2025
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Seit dem 10. Oktober herrscht in Gaza formell eine Waffenruhe. Die erste große Hürde hat die Einigung zwischen Israel und der Hamas nun genommen. Israel und die islamistische Hamas gaben Erklärungen ab, dass sie sich zur Waffenruhe bekennen – obwohl sie sich vorher Verstöße vorwarfen.

Wie es jetzt weitergeht: Um die wankende Waffenruhe aufrechtzuerhalten, schalten sich erneut ranghohe Vermittler ein. US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner werden im Laufe des Tages in Israel erwartet, am Tag darauf soll Medienberichten zufolge auch US-Vizepräsident JD Vance eintreffen. Die Hamas teilte mit, ihre Unterhändler seien zu Gesprächen über die weitere Umsetzung des Abkommens in Ägypten eingetroffen.

Das ist passiert: Israel beschuldigte die Hamas, im Süden des Gazastreifens auf israelische Stellungen und Soldaten geschossen zu haben – hinter der vereinbarten „gelben Linie“. Zwei israelische Soldaten seien bei dem Angriff, bei dem auch eine Panzerfaust zum Einsatz gekommen sei, getötet worden, hieß es.

Hamas-Kämpfer vor der Freilassung israelischer Geiseln, 2025 © dpa

Als Reaktion flog das israelische Militär Angriffe mit Kampfflugzeugen auf vermutete Hamas-Stellungen – die größten seit Beginn der Waffenruhe vor neun Tagen. Mehr als 40 Menschen sind dabei nach palästinensischen Angaben getötet worden.

Hilfslieferungen zwischenzeitig gestoppt: Eine weitere Reaktion Israels bestand in einem Aussetzen der Hilfslieferungen nach Gaza, die inzwischen wieder aufgenommen wurden. Aus israelischen Sicherheitskreisen heißt es, dass „humanitäre Hilfe weiterhin den Gazastreifen über den Übergang Kerem Schalom und weitere Übergänge erreicht“. Offen blieb, wie viele Übergänge tatsächlich wieder für Hilfslieferungen geöffnet sind.

Israelische Soldaten nahe Gaza am ersten Tag der Waffenruhe, 2025 © dpa

Die humanitäre Lage bleibt katastrophal, so die Einschätzung der Welthungerhilfe. Nach wie vor seien hunderttausende Menschen im Gazastreifen real vom Hungertod bedroht, zwei Millionen bräuchten humanitäre Hilfe, so der Nothilfe-Experte der Welthungerhilfe, Marvin Fürderer, gegenüber dem WDR. Statt der täglich benötigten 600 Lkw-Ladungen mit humanitärer Hilfe seien in der vergangenen Woche je nur rund 22 in das Küstengebiet gelangt.

Die Hamas bestreitet eine Beteiligung an den Angriffen auf das israelische Militär. Ein ranghoher Funktionär betonte, dass die Hamas weiterhin an der Waffenruhe festhielte. Gleichzeitig ließ das Hamas-Politbüro verlauten, Israel würde „fadenscheinige Vorwände“ benutzen, um „seine Verbrechen zu rechtfertigen“. Ein Militärsprecher sagte, israelische Soldaten seien befugt, sich bei feindlichem Beschuss zu wehren.

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