Firmenpleiten steigen und belasten die Wirtschaft: Deutschland erlebt die höchste Zahl an Unternehmensinsolvenzen seit elf Jahren. Fast 24.000 Betriebe gehen laut Creditreform dieses Jahr vom Markt, die Forderungsausfälle liegen bei rund 57 Milliarden Euro und gefährden 285.000 Arbeitsplätze. Besonders heftig trifft es den Handel, das Gesundheitswesen und klassische Mittelständler, deren Geschäftsmodelle an hohen Zinszahlungen, überteuerten Energiepreisen und einer unerbittlichen Regulierung scheitern.
Während Berlin mit 130 Pleiten pro 10.000 Firmen einen Negativrekord markiert, bleibt Bayern mit 55 Fällen auffallend robust. Der Freistaat profitiert von industrieller Basis, hoher Exportquote und längerer Kapitaldecke – die stille Stärke eines Industriestandorts, der lange vorausgeplant hat.
Wer repariert Deutschlands Wirtschaft: Die Bundesregierung verweist auf die geplanten Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und Verteidigung, die ab 2026 Nachfrage erzeugen sollen. Tatsächlich liegen allein für Schienen, Straßen und Energieprojekte Programme im hohen zweistelligen Milliardenbereich bereit. Beim Verteidigungsetat stehen zusätzliche 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen im Raum, die Teile der Industrie stützen könnten. Creditreform bleibt trotzdem skeptisch und sieht ohne strukturelle Reformen weiter steigende Fallzahlen.
Ein messbares Standortrisiko: Im Mittelstand machen Firmen mit sieben bis zehn Jahren Marktreife inzwischen über ein Drittel aller neuen Insolvenzen aus, bei Betrieben mit 51 bis 250 Mitarbeitern liegt der Anstieg bei mehr als zwölf Prozent. Gleichzeitig entfallen über 80 Prozent der Fälle auf Kleinstunternehmen und damit auf lokale Arbeitgeber. Besonders alarmierend ist die Branchenverschiebung: Dienstleistungen stehen bereits für zwei Drittel aller Pleiten.