Die Beziehung zwischen dem neuen Kulturstaatsminister und dem FAZ-Herausgeber schien vergiftet, bevor sie begonnen hatte. Das Problem: Der Feuilletonist Jürgen Kaube sah mit der Besetzung von Wolfram Weimer als Kulturstaatsminister den intellektuellen Untergang des Abendlandes nahen.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer bei The Pioneer, Juli 2025 © Anne HufnaglEnde April begrüßte Kaube den ehemaligen Welt- und Cicero-Chefredakteur und späteren Medienunternehmer mit einem groben Foul:
Wir fürchten uns nur jetzt schon etwas davor, was er im Amt alles zum Besten geben wird. Gewiss, es gibt Redenschreiber, aber Wolfram Weimer macht nicht den Eindruck, ein Bewusstsein von den intellektuellen Laubsägearbeiten zu haben.
Nun der Annäherungsversuch: Fehlende Intellektualität hin oder her – beim Thema Gendern ist man sich einander nahe. Der eine – Wolfram Weimer – hat erst vor wenigen Tagen seinen Mitarbeitern verboten, im Kanzleramt zu Gendern.
In der Anordnung an die 470 Mitarbeiter in Berlin und Bonn heißt es: „Beim Beauftragten für Kultur und Medien im Kanzleramt gelten die Regeln der deutschen Sprache. Im Kanzleramt wird in Briefen, E-Mails und Vermerken nicht gegendert. Statt Formulierungen mit Sternchen oder Binnen-I zu verwenden, begrüßen wir die Adressaten mit der Anrede ,sehr geehrte Damen und Herren‘.“
Jürgen Kaube © dpaWeimer-Kritiker Jürgen Kaube vernahm die Botschaft und war entzückt, natürlich alles nur im Sinne der Ästhetik. Immerhin, so schrieb Kaube an die FAZ-Leser (und heimlich auch an Weimer) beruhe „die Lesbarkeit eines Textes, so der französische Dichter Paul Valéry, auf seiner Deutlichkeit für das Auge“. Und weiter:
Wie sprachschön nun immer E-Mails und Vermerke eines Ministeriums sind, Weimer trifft den Punkt Valérys. Denn Worten und Sätzen, die ganz anderes mitteilen wollen, wird durch das Gendern eine moralische Zusatzbedeutung aufgeladen.
Und was macht die neu gewonnene Männerfreundschaft erst so richtig wertvoll? Der Angriff gegen einen dritten, in diesem Fall den Spiegel. Denn der hatte behauptet, nur Männer seien gegen das Gendern, was Kaube, der die Schriftstellerin Monika Maron und die CDU-Politikerinnen Karin Prien und Dorothee Bär im Ohr hat, ganz im Sinne von Weimer zurückwies:
Wenn der ,Spiegel‘ anlässlich von Weimers Anordnung schreibt, unter den Politikern hätten nur Männer etwas gegen das Gendern, so kann sich Bildungsministerin Karin Prien (CDU) nicht mitgemeint fühlen.
Fazit: Der FAZ-Herausgeber ist mit seiner frühen Kritik an Weimer deutlich übers Ziel hinaus geschossen. Jetzt wird die weiße Flagge gehisst. Wo Fehler gemacht wurden, ist Besserung möglich.