Theater

Milo Rau: „Bürgerliches Drama scheitert in der Gegenwart“

08.09.2025
© Imago
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Milo Rau ist einer der markantesten Theatermacher unserer Zeit. Er veröffentlichte an der Schnittstelle zwischen Aktivismus und Kunst über 100 Theaterstücke, Filme, Bücher und Aktionen – unter anderem mit der russischen Band „Pussy Riot“ und der Dramatikerin Elfriede Jelinek. Seit 2023 ist er Intendant der Wiener Festwochen und derzeit mit einem Theaterprojekt im In- und Ausland unterwegs.

Bei einem Kunstfestival in New York hat Rau kürzlich eine Rede gehalten. Er sprach darüber, wie die Kunst auf eine Politik antworten muss, die in Ton und Form rauer und archaischer wird.

Sein Ansatz ist radikal: Das bürgerliche Drama, so meint er, scheitere an der Gegenwart, denn es „basiert auf der Annahme, dass mit etwas mehr Minderheitenrechten, mit einer besseren Kontrolle der Wirtschaft und einer ehrlicheren Aufarbeitung der Vergangenheit alles in Ordnung kommen würde“.

Während eines Stücks von Milo Rau © Imago

Um mit den Umbrüchen und Verwerfungen der Gegenwart zurechtzukommen, die gerade um sie herum passieren, bräuchte die Menschheit vielmehr eine „neue tragische Dichtung, eine neue tragische Kunst“. Denn:

Die griechische Tragödie weiß um den Terror der Mehrheit, um die Zerbrechlichkeit des Rechts, um die Lügenhaftigkeit der Sprache, die Blindheit der menschlichen Entscheidungen. (…) Sie kennt keine Sieger, nur Besiegte. So kommt es, dass die tragische Dichtung mehr weiß über die Macht, als die Mächtigen selbst.

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