Ralf Stegner ist bodenständig und spricht Klartext. Heute Morgen ordnet der ehemalige Partei-Vize und heutige Bundestagsabgeordnete – der eben erst mit einem Friedensmanifest seine Partei aufgemischt hat – für uns die Stimmung des Parteitages ein.
Ralf Stegner (SPD)Das Wahlergebnis war ein deutliches Zeichen der Delegierten. Aber wie ist es zu lesen?
Viele hatten sich gewünscht, dass wir ein bisschen stärker über die Ursachen diskutieren und nicht nur versuchen, Geschlossenheit, Einigkeit und teilweise auch Fröhlichkeit herzustellen.
Thema Einigkeit: War die SPD nicht stärker, als die Flügel offen miteinander rangen? Als die geistige Auseinandersetzung um die wichtigen Fragen, Ostpolitik, Godesberg, Mitte, aber auch später Nachrüstung, Helmut Schmidt, Agenda 2010 in der SPD geführt wurden und nicht alles mit Geschlossenheit rhetorisch zugekleistert wurde?
Die SPD muss der Ort für lebendige Debatten sein. Eine Volkspartei muss auch aushalten, dass sie verschiedene Flügel hat, dass sie verschiedene Milieus erreichen muss, dass sie auch eckige Typen hat, dass sie Leute hat, die was wollen. Und dass das nicht nur ein Verein ist, wo man irgendwie Karriere macht, wenn man sich anpasst.
Seine Stimmung nach dem Parteitag in einem Satz:
Ich bin beunruhigt, weil die Partei in großer Verwirrung ist nach diesem Wahlergebnis.