Der 8. Tag – der Newsletter

German Burnout. Außerdem: Eine Ausstellung, stille Bücher und ein Leader zwischen Spinnern

Teilen
Merken
© The Pioneer

Guten Abend,

Schwarz, Dunkelschwarz und Rot haben aussondiert, nur leider ziert sich Grün noch ein bisschen, was unter Umständen an Schwarz und seiner Grünen-Paranoia liegen dürfte.

Wir möchten heute

  • uns über stille Buchdeckel freuen,

  • eine Ausstellung empfehlen

  • und kurz innehalten, um zu sehen, was passiert, wenn man meint: Alles Spinner außer mir.

Doch zunächst legen wir den Patienten Deutschland auf die Couch.

Los geht's.

Everything, everywhere, all at once – so kann sich Burnout anfühlen. © Julian Stratenschulte/dpa

Stellen Sie sich vor, sie legten das System Deutschland – Bevölkerung, Politik, Institutionen – auf die Couch. Was denken Sie, würden wir erfahren?

Nun: Deutschland hat Burnout – so lautet die Diagnose von Facharzt, Berater und Autor Dr. Thomas Bergner. Um genau zu sein, befindet sich der Patient Deutschland in der späten zweiten Phase des Burnouts.

Klassische Symptome dieser Phase: Rückzug, Realitätsverlust und die Externalisierung von Problemen. Wird nicht therapeutisch dagegen gearbeitet, folgt in der dritten Phase die Erschöpfung. Der Leistungseinbruch.

Bergner hat also etwas getan, was ich immer wieder in meinen Gesprächen versuche – individuelle Strukturen ein oder zwei Metaebenen höher zu legen und zu hinterfragen: Was bedeutet das eigentlich für die Gesamtgesellschaft? Lassen sich einzelne Tugenden, Charakterzüge oder auch psychische Phänomene gesellschaftlich diskutieren?

Was also sehen wir, wenn wir nicht durch die Brille des Hauptstadt-Journalismus, nicht durch die politikwissenschaftliche Brille, sondern durch eine psychologische Brille auf Bundestag, Kanzleramt und in die Wahlbevölkerung schauen?

Für den Achten Tag habe ich mit Thomas Bergner ein Gespräch geführt, das, ich finde, sehr außergewöhnlich und erkenntnisreich ist. Wenn man ein Gefühl aus den vergangenen Wochen und Monaten herausheben kann, dann ist es Unzufriedenheit. Eine Unzufriedenheit, die sich schon seit Jahren aufbaut – kein Ausatmen, kein Runterkommen, die nächste Krise steht schon vor der Tür. Ist Deutschland einfach erschöpft? Überfordert? Verloren im Spagat zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? Bergner sagt: Deutschland hat Burnout.

Symptomatisch für die mentale Erschöpfung des Patienten Deutschland: Angst.

Unsere Angst – und das ist ja das Fatale an der Situation – wird durch die Politiker verstärkt. Die Grünen schüren die Klimaangst, die SPD die Kriegsangst, die Populisten die Angst vor Migranten und die anderen Parteien, die vor dem wirtschaftlichen Abstieg.

Wozu das führt?

Die Politiker pervertieren ihre eigene Funktion. Die Angst führt zu Unsicherheit, die sich dann äußert in der deutschen Regulierungswut. Sie ist wie eine staatliche Onanie. Deutschland beschäftigt sich mit sich selbst. Und diese Vorschriften verleihen dem Staat dann die Einbildung von Sicherheit.

Gemeinsam wagen wir eine Analyse, die Deutschland auf die Couch legt. Und wir diskutieren, wie das Land genesen kann.

Hören oder lesen Sie dieses Gespräch – ich verspreche Ihnen, es lohnt sich.

German Burnout

Arzt Dr. Thomas Bergner über ein erschöpftes System Deutschland.

Podcast hören

Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev Doğan.

Podcast

Der 8. Tag

Friedrich Merz will Bundeskanzler werden. © Imago

Die Spitze der Grünen-Bundestagsfraktion will dem von Union und SPD geplanten Finanzpaket und den dafür nötigen Änderungen im Grundgesetz nicht zustimmen. Das kann man nun gut finden oder schlecht. Man kann an die staatspolitische Verantwortung appellieren und mahnen, dass Demokraten zusammenhalten müssen, damit Autokraten im Inneren wir im Äußeren und so weiter und so fort...

Oder aber man sieht darin ein Muster. Von so kommt so.

Wer monatelang durch die Lande zieht und von den Bühnen ruft "Alles Spinner außer uns", tja, der darf sich nicht wundern, wenn besagte Spinner nicht so gern mit einem arbeiten.

Der besorgniserregende Grünen-Fetisch in Teilen der Union mag die eigenen Reihen schließen, nach außen hat er allerdings die entgegengesetzte Wirkung. Und so lange dieses Land keine Autokratie ist, so lang muss auch der Regierungschef – sowie jener, der es zu werden wünscht – über diese nicht gerade sehr komplizierten Mechanismen der Führung nachdenken.

Modernes Leadership bedeutet nach außen wie nach innen zu wirken, sich nicht von Momentaufnahmen und dem Applaus der Claqueure in die Höhen treiben zu lassen, sondern den Morgen mitzudenken. Auch im Stil größer zu sein, als man es gewohnt ist.

Im Alten Testament, im Buch der Sprüche Salomos warnt Salomo seinen Sohn mit den Worten: „Hoffart kommt vor dem Sturz und Hochmut kommt vor dem Fall“.

Wünschen wir den Spitzenpolitikern dieser Tage, dass sie nicht fallen, sondern sich erheben. Auch über ihre eigenen Stillosigkeiten des vergangenen Wahlkampfes.

Hannah Höch: Frau und Saturn, 1922 © Kunstpalast Düsseldorf

Fürsorge und Sicherheit, Selbstlosigkeit und Liebe, Druck, Rollenklischees und Unsichtbarkeit:

Von der idealisierten Madonna bis zur beschäftigten Karriere-Mutter, von der traditionellen Hausfrau bis zur rebellischen Alleinerziehenden – das Bild einer Mutter ist ebenso wandelbar wie umstritten. Es wird verehrt, romantisiert, kritisiert und infrage gestellt.

Aber was bedeutet es eigentlich, eine Mutter zu haben, eine zu werden oder eine zu sein?

Diesen Fragen stellt sich die Ausstellung MAMA. Von Maria bis Merkel. Sie versammelt Kunst, Alltagskultur und Pop-Ikonen zu einer ebenso liebevollen wie kritischen Reflexion über Mutterschaft und ihre gesellschaftlichen Zuschreibungen.

Zu sehen vom 12. März bis zum 3. August im Düsseldorfer Kunstpalast – oder aber als gebundene Ausgabe in der Buchhandlung Ihres Vertrauens.

Blurp adé? Die Lobeshymnen auf Buchdeckeln könnten bald der Vergangenheit angehören. © imago

… stillen Buchdeckeln.

"Ein Sprachvirtuose, der die Gabe besitzt, das Schwere leicht zu machen und das Leichte gewichtig."

"Ein Triumph brillanter Erzählkunst."

"Wunderbar, erschütternd, schonungslos."

Auf solche und andere hohle Hymnen, die Buchdeckel-Rückseiten dekorieren und ganz dezent, hin und wieder, wenn man es genau nimmt, dann doch maßlos übertreiben, wird das amerikanische Verlagshaus Simon & Schuster künftig verzichten.

Seit dem 19. Jahrhundert hat sich der sogenannte Blurb hartnäckig gehalten. Geboren hatte ihn der amerikanische Lyriker Walt Whitman, der das Lob seines Freundes, des Philosophen Ralph Waldo Emerson, auf den Rückdeckel seiner Gedichtsammlung Leaves of Grass druckte. Im deutschen Buchmarkt war dieser Versuch eines Gütesiegels lange verpönt. Erst als in den 50er-Jahren immer mehr Bücher auf den Markt kamen, begannen Verlagshäuser, Werbezitate von anderen Autoren oder Literaturkritikern auf ihre Buchdeckel zu kleistern.

Die Absicht, klar: im Dickicht des Literaturmarkts hervorzustechen. Ebenso klar: Diese Taktik funktioniert nur solange nicht alle mitmachen.

Die Unart des Blurbs artikuliert, mal wieder, niemand besser als die Schriftstellerin Fran Lebowitz. Auf Instagram - hier geht’s zu meinem Account - habe ich den Video-Ausschnitt gepostet. Ich gebe der Frau in allen Punkten Recht.

Und ich wünsche mir, dass sich auch deutsche Verlagshäuser ein Vorbild an Simon & Schuster nehmen.

Celebrating Democracy  © The Pioneer

Es ist bald so weit: Ich freue mich sehr, endlich wieder mit dem Pioneer-Team auf Tour zu gehen, den Norden, Osten, Süden und Westen Deutschlands zu besuchen und gemeinsam mit Ihnen einen ausgelassenen und erkenntnisreichen Abend zu verbringen.

Nach zehn ausverkauften Shows im vergangenen Jahr präsentieren wir unser neues Programm CELEBRATING DEMOCRACY. Erleben Sie 120 Minuten Live-Journalismus, präsentiert von der Brost-Stiftung.

Auftakt der Klartext-Tour 2024 in Hannover  © Anne Hufnagl

Diese zehn Städte stehen dieses Jahr auf dem Tourneeplan:

📍 26. März | Köln

📍 28. April | Frankfurt

📍 5. Mai | Hamburg

📍 26. Mai | Stuttgart

📍 18. Juni | Dortmund

📍 15. September | Berlin

📍 8. Oktober | Düsseldorf

📍 13. November | Erfurt

📍 19. November | München

📍 10. Dezember | Essen

Klartext-Express in München © Anne Hufnagl

Freuen Sie sich auf einen Abend voller Musik und Live-Journalismus: Interviews, Impulse, Inspiration, Irritation – mit Gabor Steingart, Chelsea Spieker, Jörg Thadeusz, Dagmar Rosenfeld, meiner Wenigkeit – und prominenten Gästen. In der Kölner Stadthalle begrüßen wir den Bestsellerautor Frank Schätzing („Der Schwarm“) und den Schauspieler Jan Josef Liefers. Im April in Frankfurt mit dabei ist der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel.

Der Klick aufs Bild führt Sie zum Ticketshop. © The Pioneer

Alle Details zu den einzelnen Terminen finden Sie hier.

Ich freue mich darauf, Sie zu sehen und nach dem Bühnenprogramm kennenzulernen.

Der Klick auf das Cover führt zur Website.  

Samstag war internationaler Frauentag – ein Datum, das an die historischen Errungenschaften der Frauenbewegung erinnert und auf bestehende Herausforderungen aufmerksam macht.

Ein schöner Anlass, um auf die Frauen zu blicken, die dieses Jahr auf der MY WAY sein werden und mit ihrer Gestaltungskraft und Expertise nicht nur die Zukunft ihrer Unternehmen prägen, sondern auch die des Landes.

Erleben Sie MY WAY-Speakerinnen wie Dr. Simone Bagel-Trah (Vorsitzende des Aufsichtsrats bei Henkel), Marie Niehaus-Langer (CEO bei EOS), Dr. Anne-Marie Großmann (Geschäftsführerin der GMH Group), Dina Reit (CEO von SK Laser) und Verena Pausder (Vorstandsvorsitzende des Start-Up Verbands) am 24. und 25. September auf den Bühnen unseres großen Strategie-Gipfels für Familienunternehmen.

Ich freue mich auf die Frauen – und auf Sie.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche ✨.

Auf sehr, sehr bald.

Ihre

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer

Redaktionelle Mitarbeit: Lorenz Lanig, Pia von Wersebe

Abonnieren

Abonnieren Sie den Newsletter Der 8. Tag