es ist wieder Montag, eine neue Woche steht an und, ganz ehrlich, wir wissen es nicht. Es könnte ja durchaus eine gute Woche werden.
Ich habe diesbezüglich etwas Interessantes von dem US-amerikanischen Philosophen Cornel West gelernt. Er betont, wie wichtig es ist, zwischen Hoffnung und Optimismus zu unterscheiden.
Hoffnung, sagt er, ist ein bewusster Sprung, ein Sich-Strecken aus der Beweislage heraus. Optimismus schaut sich die Beweislage an und fragt: Erlaubt es die Evidenz, optimistisch zu sein?
Wo dem Optimismus eine betrachtende Rolle zuteil wird, ist die Hoffnung eine teilnehmende Position. Hoffnung, so West, ist "in the mess", im Geschehen und vermag es, eine neue Beweislage, einen neuen Befund zu schaffen.
Also: Lassen Sie uns hoffnungsvoll in diese Woche starten, in der wir
auf die erstaunliche Inszenierung des Thermomix blicken,
ein Theaterstück empfehlen
und über einen Pionier der Malerei nachdenken.
Doch zunächst freuen wir uns, dass die Hauptstadt Berlin nicht nur Politiker, sondern auch Künstler zu bieten hat. Los geht's.
Es gibt sie, die Menschen, die uns anregen, statt aufzuregen. Die unseren Geist beflügeln und unseren Intellekt stimulieren, statt ihn zu beleidigen.
Solche zwei habe ich zum Gespräch getroffen.
Regisseur Tom Tykwer und Schauspieler Lars Eidinger sind herausragende Künstler und aus der deutschen Kulturszene nicht wegzudenken. Mit ihrem neuen Film „Das Licht“ haben sie die diesjährige Berlinale eröffnet.
Die Welt ist ein sich ständig widersprechender Kosmos. Und wir kommen nicht weiter, indem wir versuchen, einen Widerspruch zu erklären, denn den kann man nicht erklären, man muss ihn aushalten und ihn beschreiben.
Mit den beiden habe ich über das Filmemachen und Schauspielern gesprochen, über Realitätsflucht und Sinnsuche, Nietzsche und Brecht – und irgendwie auch über das Sein und Nichtsein.
Mit dem eigenen Stil eine ganze Epoche, eine Stilrichtung prägen, das kann nicht jeder von sich behaupten.
Technische Schemata, Dreiecke, Vierecke, Spiralen, Kurven, Kreise, gefasst in kräftige Farben, strukturiert durch viel grafisches Schwarz. Wassily Kandinsky (1866–1944) gilt als einer der ersten Maler, die den Weg in die Abstraktion einschlugen.
Geprägt einerseits vom Geist der Technik, andererseits von den großen Gefühlen der Musik Richard Wagners, wollte er malen wie ein Komponist, strebte nach einer Einheit aller Künste, suchte technische Zusammenhänge zwischen Farbe und Harmonien, Rhythmus, Form und Melodie.
“Die Notwendigkeit schafft die Form”, sagte er und siehe da: Motive lösten sich auf und wurden zu Formen, verschwanden in Farben.
Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten lehrte Kandinsky am Bauhaus, der wohl wichtigsten Kunstschule des 20. Jahrhunderts. Sein Stil schlug hohe Wellen, bis in die Musik. Seine früheren abstrakten Werke: sehr bunt und berühmt; einige der späten Werke: zurückhaltender, zarter, Skizzen, schwarz-weiß, weniger berühmt.
Dem wegbereitenden Stil des russischen Malers hat das Barberini Museum Potsdam die Ausstellung Kosmos Kandinsky gewidmet.
Gustav Gründgens war einer der berühmtesten Schauspieler des 20. Jahrhunderts. Seine besten Rollen waren Bösewichte. Die Rolle seines Lebens: Mephisto. 1932 spielt er die Rolle zum ersten Mal, ein Jahr darauf ernennt Hermann Göring ihn zum Intendanten des Preußischen Staatstheaters. Später steht sein Name auf der Gottbegnadeten-Liste der Nazis.
Der Teufel ist sein Meisterstück.
Der Schauspieler von Gottes und Nazis Gnaden war mit Thomas Manns Tochter, mit Erika Mann, verheiratet.
Im Jahr 1936 schreibt Erikas Bruder, Thomas Manns ältester Sohn Klaus Mann, über die Karriere seines Schwagers einen Roman – der Titel: Mephisto. Der Text wird aufgrund von verletzten Persönlichkeitsrechten jahrzehntelang verboten. In den 80er Jahren verlegt ihn der Rowohlt-Verlag trotzdem.
Nun ist Mephisto als Theater an den Münchner Kammerspielen auf die Bühne gebracht worden. Die Regisseurin Jette Steckel sollten Theater-Liebhaber, so sagt meine Kollegin Pia v. Wersebe, besser nicht aus den Augen verlieren.
Wer heute nach Antworten auf die Fragen unserer Zeit sucht, der kann sich ansehen, was kluge Menschen vor 80 Jahren beobachtet, in Frage gestellt und verstanden haben:
Wer der Kunst die Freiheit nimmt, der nimmt sie bald auch Menschen.
Jette Steckel bricht mit der strahlenden Oberfläche des opportunistischen Gründgens-Charakters und schärft die darunterliegenden Konturen. Man erwischt sich dabei, mit ihm zu fühlen, dem Erniedrigten, dem Kleinen, der zum Opfer seiner eigenen Karriere fällt.
Geschichte wiederholt sich nicht, doch hin und wieder reimt sie sich.
Welche Rolle spielt der Bürger in einem System?
Oder, wie Jette Steckel fragt: Wann wird der Mensch – und speziell der Künstler – zum Opportunisten?
… dem Thermomix TM7.
Ein bisschen wie eine neue Produktpräsentation im Hause Apple – nur mit noch mehr Euphorie. Begleitet vom frenetischen Jubel eines ekstatischen Publikums präsentierte Vorwerk den neuen Thermomix TM7 in Berlin.
“Mit smarter Technologie und neuem elegantem Design bringt der Thermomix TM7 Kochen auf ein ganz neues Level”, lautet das Versprechen, nein, lautet die Verheißung auf der Website.
Heutzutage ist jeder Gebrauchsgegenstand smart (damit der Mensch es nicht mehr sein muss), ein deutlich an den Apple-Minimalismus angelehntes Design ist immer von Vorteil und, klar, der spätmoderne Mensch möchte nicht einfach nur kochen, sondern seine Speisenzubereitung auf ein ganz neues Level heben.
Wer noch im alten Level brät und dünstet, ist selbst schuld.
Im vergangenen Jahr verkaufte das Wuppertaler Familienunternehmen Vorwerk das zweite Jahr in Folge weniger Thermomix-Geräte und verdreifachte trotzdem seinen Gewinn und erzielte einen Jahresüberschuss von 133 Millionen Euro. Der Grund seien gesunkene Logistikkosten und höhere Margen.
Doch vor allem setzt das Unternehmen verstärkt auf Community-Bindung, exklusive Clubs und die kostenpflichtige Rezept-Plattform Cookidoo – mit über 5,1 Millionen Abonnenten (und damit mehr, als die zehn Mitgliederstärksten Bundesliga-Vereine zusammen gerechnet). Die Erlebnis-Ökonomie hat also auch die Küche erreicht.
Kaufen können Sie den TM7 übrigens nicht. Sie können ihn vorbestellen. Für 1.549 Euro. Guten Appetit.
Es ist bald so weit: Ich freue mich sehr, endlich wieder mit dem Pioneer-Team auf Tour zu gehen, den Norden, Osten, Süden und Westen Deutschlands zu besuchen und gemeinsam mit Ihnen einen ausgelassenen und erkenntnisreichen Abend zu verbringen.
Nach zehn ausverkauften Shows im vergangenen Jahr präsentieren wir unser neues Programm CELEBRATING DEMOCRACY. Erleben Sie 120 Minuten Live-Journalismus, präsentiert von der Brost-Stiftung.
Auftakt der Klartext-Tour 2024 in Hannover © Anne HufnaglDiese zehn Städte stehen dieses Jahr auf dem Tourneeplan:
📍 26. März | Köln
📍 28. April | Frankfurt
📍 5. Mai | Hamburg
📍 26. Mai | Stuttgart
📍 18. Juni | Dortmund
📍 15. September | Berlin
📍 8. Oktober | Düsseldorf
📍 13. November | Erfurt
📍 19. November | München
📍 10. Dezember | Essen
Klartext-Express in München © Anne HufnaglFreuen Sie sich auf einen Abend voller Musik und Live-Journalismus: Interviews, Impulse, Inspiration, Irritation – mit Gabor Steingart, Chelsea Spieker, Jörg Thadeusz, Dagmar Rosenfeld, meiner Wenigkeit – und prominenten Gästen. In der Kölner Stadthalle begrüßen wir den Bestsellerautor Frank Schätzing („Der Schwarm“) und den Schauspieler Jan Josef Liefers. Im April in Frankfurt mit dabei ist der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel.
Der Klick aufs Bild führt Sie zum Ticketshop. © The PioneerAlle Details zu den einzelnen Terminen finden Sie hier.
Ich freue mich darauf, Sie zu sehen und nach dem Bühnenprogramm kennenzulernen.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche ✨.
Auf sehr, sehr bald.
Ihre