Der 8. Tag – der Newsletter

Knappe Zeit, leere Hörsäle und kluge Diskussionen

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 © The Pioneer

Guten Morgen,

ich begrüße Sie zu unserem Gesellschaftspodcast Der 8. Tag – schön, dass Sie dabei sind.

Herzlichen Glückwunsch uns allen – es ist Wochenende!

Was bisher geschah:

  • Deutsche in Frankreich: Montag war Außenministerin Annalena Baerbock in Frankreich, Dienstag Wirtschaftsminister Robert Habeck, außerdem die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Finanzminister Christian Lindner.

  • Gucci hat sich von Kreativdirektor Alessandro Michele getrennt. Der italienische Designer war seit Januar 2015 bei Gucci und verhalf der schwächelnden Luxusmodemarke zu neuem Erfolg.

  • So richtig eingeräumt hatte er seine Niederlage gegen Lula da Silva nie, jetzt reicht Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro beim Obersten Wahlgericht Beschwerde ein. Nach ihrer Abwahl will die rechtsextreme Partei Bolsonaros einen Teil der abgegebenen Wählerstimmen für ungültig erklären lassen.

  • Die Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands hat eine Änderung der "Grundordnung des kirchlichen Dienstes" beschlossen. Vielfalt werde nun "als Bereicherung" anerkannt, teilte die Deutsche Bischofskonferenz mit. Bislang konnte man seinen Job in einem katholischen Krankenhaus verlieren, wenn man sich zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft bekennt oder nach einer Scheidung zum zweiten Mal heiraten will.

  • Veni, vidi, vici: Die 50. American Music Awards standen wieder einmal ganz im Zeichen Taylor Swifts. Sie war sechsmal nominiert, sie gewann alle sechs Preise. Vereinzelt gewannen auch andere Musiker.

  • Aus dem Kelten-Römer-Museum im bayerischen Manching wurden fast fünfhundert keltische Goldmünzen geraubt. Die Diebe drangen in das Museum ein und stahlen den dort aufbewahrten Goldschatz aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert. Der Handelswert: etwa 1,6 Millionen Euro.

  • In Katar haben Männer Fußball gespielt.

Momo (gespielt von Radost Bokel) und der weise Meister Hora (John Huston) gemeinsam gegen die grauen Herren. © Imago

Momo war der erste deutschsprachige Roman, den ich als Kind gelesen habe – und das war ein großes Glück.

Ich denke oft an die Welt Michael Endes, an die wundersame Momo, ihre Freunde und ihre Feinde:

Die grauen Herren, diese glatzköpfigen Agenten, von Kopf bis Fuß gekleidet in aschgrau.

Sie bringen die Menschen dazu, Zeit zu sparen, um sie angeblich für später sicher und verzinst aufzubewahren.

Die Menschen geben ihnen nach, lassen sich dazu verführen, Zeit zu sparen – und vergessen dabei, im Hier und Jetzt zu leben.

Sie sind unglücklich Getriebene mit verhärmten Gesichtern.

Momo wurde 1979 veröffentlicht. Der Roman liest sich heute mehr denn je als eine kritische Fabel über Quantifizierung, Monetarisierung, Digitalisierung und über die Ausuferungen des Spätkapitalismus.

Das Gefühl der Zeitknappheit ist heutzutage ein dermaßen selbstverständlicher Begleiter unseres Lebens, dass wir diesen Umstand selten hinterfragen.

Wir nehmen es hin und suchen nach Strategien und Methoden, die Knappheit so effizient wie möglich zu managen.

Unser heutiger Gast sagt:

Zeitarmut treibt uns in Vereinzelung und Erschöpfung, zerstört Familien und Freundschaften.

Und:

Zeitarmut macht politisches Engagement zu einer Klassenfrage.

Momo ist das Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte.

Unsere heutige Gesprächspartnerin Teresa Bücker ist eine der wichtigsten feministischen Denkerinnen unserer Zeit.

Ist sie die Frau, die uns die gestohlene Zeit zurückbringt?

Ich weiß es nicht, aber ich empfehle Ihnen dieses Gespräch. Sie werden neu und anders über Ihre Zeit nachdenken.

“Wir brauchen eine neue Zeitpolitik”

Autorin Teresa Bücker über die knappe Ressource Zeit und ihre politische Dimension.

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Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev Doğan.

Podcast

Der 8. Tag

Trauriger, wenn auch mittlerweile kein unbekannter Anblick: leere Hörsäle © Paul Eckenroth / Imago

Deutschland will Energie sparen und spart leider, leider genau dort, wo es als Letztes sparen sollte: an der Zukunft.

Weil von öffentlichen Einrichtungen erwartet wird, dass sie 15 Prozent Energie einsparen, hat jetzt die ein oder andere Hochschule entschieden, einfach mal ihre Studierenden nach Hause zu schicken und keine Präsenzveranstaltungen mehr anzubieten.

Die vielen Ebenen, auf denen dieser Entschluss billig und unangebracht ist, besprechen wir in der Stilfrage im Achten Tag.

Kongress des PEN Berlin mit Aladin El-Mafaalani, Eva Menasse, Khuê Phạm, Michel Friedman, Jan Fleischhauer und vielen mehr © The Pioneer

"Der Trick ist zu reden" – so lautet das Motto des Kongresses, den die Schriftstellervereinigung PEN-Berlin veranstaltet.

Am Freitag, 2. Dezember, trifft sich das Who-is-Who der intellektuellen Szene Deutschlands im Festsaal Kreuzberg, um miteinander zu diskutieren – unter anderem Aladin El-Mafaalani, Michel Friedman, Jan Fleischhauer und Eva Menasse.

Diskutieren Sie doch mit – es gibt noch Tickets.

Falls Sie noch nicht wissen, was Sie Ihren Liebsten zu Weihnachten schenken sollen, hätte ich eine Idee: Wie wäre es in diesem Jahr mit werbefreiem Qualitätsjournalismus?

 © The Pioneer

Mit der Pioneer-Mitgliedschaft verschenken Sie den Achten Tag, das Pioneer Briefing, Literaturgespräche, Ökonomie-Wissen, exklusive Nachrichten aus der Hauptstadt und vieles mehr – und: Sie verschenken die Möglichkeit, Veranstaltungen auf unserem Redaktionsschiff Pioneer One zu besuchen.

Und was Kultur-Events angeht – Floating Art, Floating Concert und mehr – haben wir im kommenden Jahr viel vor.

Ich freue mich auf Sie!

Ein würdevolle Moment, in dem die Spieler der iranischen Fußballmannschaft während ihrer Nationalhymne schwiegen. © Sebastian Frej / Imago

... der sanften Rebellion.

In Zeiten, in denen jeder kreischt und brüllt, überzieht und überspitzt, agitiert und propagiert, liegt der Poesie der Stille ein besonderer Zauber inne.

Man kann einen Streit gewinnen, in dem man lauter schreit und klüger brüllt.

Wenn man aber den Streitraum wortlos verlässt, wenn man die Tür hinter sich nicht zuschlägt, sondern einfach geht, dann hinterlässt man eine Sprachlosigkeit, die nachhallt.

Hören Sie im Achten Tag von der Würde der Verweigerung.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und freue mich, wenn wir uns im nächsten Achten Tag wieder begegnen.

Bis dahin – auf sehr, sehr bald.

Herzlichst

Ihre

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer

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