mein Gast diesen Monat ist Frédéric Schwilden, der als Journalist um die Welt fährt, um Interviews mit spannenden Menschen zu führen, und „nebenher" Romane schreibt.
Auch wir haben uns so kennen gelernt, durch ein Interview, das Frédéric gemeinsam mit mir und dem DJ Paul van Dyk geführt hat. Seitdem bin ich begeistert von Frédérics klugem, ruhigem und unbestechlichem Blick auf die Welt, der auch seinen neuen Roman Gute Menschen prägt. Frédéric ist ein genauer Beobachter unserer Welt und hat ein scharfes Sensorium für den Zeitgeist – aber, und das zeichnet ihn aus, ohne dass er die „guten Menschen" unserer Tage für ihre Eigenheiten verurteilt. Sein Credo besteht darin, der Welt mit Liebe zu begegnen und gleichzeitig selbstbewusst zu den Besonderheiten der eigenen Person zu stehen.
Schriftsteller Frédéric Schwilden © ImagoDas drückt sich auch äußerlich aus, in seinem Kleidungsstil – ich habe Frédéric bei unseren Begegnungen schon im knallgelben Cowboyhemd mit Fransen angetroffen oder in einem Ganzkörper-Sportanzug in hellgrün. Dass er deswegen und manchmal auch wegen seiner glasklaren Ansichten einigen Gegenwind aushalten muss, trägt Frédéric mit einer inneren Stärke, von der man sich eine Scheibe abschneiden kann.
In unserem Gespräch geht es um Wurst, den albanischen Präsidenten in Badehose, und natürlich um die Spezifika der modernen Gesellschaft, in der wir zugleich so glücklich und so unglücklich sind, in der sich so viel verändert und dann wieder doch nichts und in der man Individualismus oft nicht mehr von Konformismus unterscheiden kann.
Ich wünsche viel Spaß mit Frédéric Schwilden und seinem Roman Gute Menschen!
Gute Menschen ist ein Zeitgeistroman, aber keiner, der auf den Wellen des Mainstreams surft, um sich möglichst hoch und weit hinaustragen zu lassen, am besten bis auf die oberen Plätze der Bestsellerlisten. Im Gegenteil senkt dieses Buch die Hörner, um gegen die Tore eben dieses Zeitgeists anzurennen, so lange bis sie aufspringen und den Blick freigeben auf das, was sich hinter den Festungsmauern verbirgt: nämlich Einsamkeit, Orientierungslosigkeit, sich auflösende Vorstellungen von Familie und Paarbeziehungen, sowie ein anhaltendes Scheitern an der vermaledeiten Sinnfrage.
Der gemeinsame Nenner aller Figuren des Romans ist wahrscheinlich die untergegangene Idee davon, was Zukunft jenseits von apokalyptischen Paranoia-Visionen überhaupt noch bringen soll. Und wenn man den Glauben an die Zukunft verliert, dann verliert automatisch jede Handlung ihren Sinn.
Was bleibt, ist die verzweifelte Suche nach dem persönlichen Glück – zum Scheitern verurteilt, weil Glück in Wahrheit gerade nichts Persönliches ist, sondern bei Herdentieren wie dem Menschen eine Gemeinschaftsleistung darstellt. Dieser Befund macht Gute Menschen aber keineswegs zu einem depressiven Roman.
Im Gegenteil, Frédéric Schwilden behandelt große Dramen mit leichter Hand und einem meist liebevollen Witz, der nicht ins Menschenverachtende abgleitet. Am Ende zeigt uns die Geschichte, was das Leben wirklich lebenswert machen kann, nämlich allein die Bereitschaft, sich mit anderen zu verbinden. Nicht, weil wir gute Menschen, sondern weil wir einfach alle Menschen sind.
Oliver Wnuk ist im Hauptberuf Schauspieler – die meisten werden ihn durch seine Rolle bei „Stromberg" kennen, wo er als Ulf Steinke reüssiert. Seine Filmografie ist meterlang, er ist in so vielen Fernsehfilmen, Serien und Kinoproduktionen zu sehen, dass man sich spontan fragt, wie er das alles schafft. Neben alldem arbeitet Oliver auch noch als Autor.
Er macht sich Gedanken über die Welt und vor allem über die Frage, wie man als Einzelner darin seinen Platz finden kann, ohne sich selbst zu verlieren. Aus den nachdenklichen Texten, die er zu diesen Themen schreibt, hat er ein neues Buch gemacht. Es heißt: Besser wird's nicht – Über das Leben, die Liebe und andere Zumutbarkeiten, und wurde von dem großartigen Zeichner Krieg und Freitag illustriert.
Das Buch erscheint im Februar 2026.
Freuen Sie sich auf das Gespräch bei Edle Federn mit Oliver Wnuk!
Bis bald,
Ihre