Eliten-Event: Auf Premierentickets zu den Bayreuther Wagner-Festspielen müssen Wagnerianer manchmal viele Jahre warten. Sie kosten bis zu 320 Euro.
Volksnähe: Den offiziellen Auftakt hingegen begeht das weltberühmte Festival in Oberfranken am Donnerstagabend niedrigschwellig mit einem Open-Air-Konzert auf der Wiese vor dem Festspielhaus – ohne Eintritt, nur seine Picknickdecke muss man mitbringen.
Der Wagner-Reigen beginnt am Freitag mit der Neuinszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“, der einzigen komischen Oper (bedeutet: etwas leichtere Kost) Wagners. Als Regisseur debütiert Matthias Davids, der vor allem für seine Musical-Produktionen bekannt ist. Er will den Meistersängern den Witz entlocken und einen Raum für Eskapismus schaffen, den sich in Bezug auf Wagner nicht viele trauen.
Richard Wagner, 1871 © dpaIn den darauffolgenden Tagen und Wochen geht es weiter mit dem großen Wagner-Kanon: „Der Ring der Nibelungen“, „Lohengrin“, „Tannhäuser“, „Parsifal“ und „Tristan und Isolde“ – bis Ende August ist auf dem Grünen Hügel Hochbetrieb. Monatelang haben Bühnenbildner, Regisseure, Techniker, Sänger und Schreiner dort geschmiedet, gebaut, entworfen und geprobt – mit einer Bühnentechnik, die noch aus Wagners Zeiten (Ende des 19. Jahrhunderts) stammt.
Pioneer-Kulturredakteurin Pia v. Wersebe ist dem Wagner- und Bayreuth-Mythos im vergangenen Sommer nachgegangen. Die fünfteilige Podcastserie begleitet Richard Wagners Leben und Schaffen, führt zu Sängern und dem Regisseur hinter die Bühne, in das Atelier von Jonathan Meese, der sich intensiv mit Wagners Werk auseinandersetzt, und schließlich in eine Aufführung von „Tristan und Isolde“ – erlebt und durchlitten auf den harten Holzstühlen im Festspielhaus.
Jonathan Meese und Pia v. Wersebe © Heinrich von WredeDorthin, wo Thomas Mann nach eigener Angabe „wunderbare Stunden, tiefen einsamen Glücks inmitten der Theatermenge, Stunden voller Schauer und kurzer Seligkeit, voll von Wonnen der Nerven und des Intellekts (...)“ verbracht hat.