Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergibt jedes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst den Deutschen Buchpreis an den besten deutschsprachigen Roman des Jahres. Gestern wurde die Longlist für dieses Jahr bekannt – die zwanzig Bücher also, die aus den über 200 Einreichungen jetzt noch eine Chance auf die begehrte Auszeichnung haben.
Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Autorin Elif Shafak und Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, 15.10.2024 © ImagoÜber den Gewinner kann man heute nur spekulieren. In diesem Jahr haben aber auch diejenigen etwas zu feiern, die den Preis vergeben: Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels wird 200 Jahre alt und ist damit die älteste dauerhaft bestehende Branchenorganisation in Deutschland.
Die Buchhändler und Verleger kamen damals aus den unterschiedlichen deutschen Fürstentümern und Kleinstaaten zweimal im Jahr nach Leipzig, um ihre neuesten Entdeckungen miteinander zu handeln. Um die komplizierten Abrechnungen in unterschiedlichen Währungen zu organisieren – im Kurfürstentum Hannover bezahlte man anders als in Sachsen, in Preußen anders als in Württemberg – gaben sie sich übergeordnete Regeln.
Das Deutsche Buchhändlerhaus in der Leipziger Hospitalstraße, ab 1888 Sitz des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, wurde im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. © ImagoSchon bald begann der Verein, sich auch für andere, ideelle Interessen des Berufsstandes einzusetzen: gegen staatliche Zensur, Raubdruck und Niedrigpreise. Schon 1888 führte er die Buchpreisbindung ein, die in Deutschland bis heute gilt: Der Verlag setzt den Preis fest – und alle Händler, ob online oder im Laden nebenan, müssen ihn einhalten.
Heute, 200 Jahre nach seiner Gründung, ist der Börsenverein noch immer ein Beispiel dafür, wie stark eine Branche sein kann, wenn sie zusammen steht. Gegenüber der Politik lebt der Verein getreu dem Motto aller Lobbyisten:
Immer auf dieselbe Stelle, irgendwann gibt’s doch ’ne Delle.