Katholische Kirche

Der erste heilige Millenial

Kathrin Kessler
26.08.2025
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Schon lange buhlt die katholische Kirche um die Gunst der jüngeren Generation. Nun greift sie tief in die Trickkiste: Der erste „Millennial“ soll in die Liste der Heiligen aufgenommen werden.

Millennials, auch „Generation Y“ genannt, sind die zwischen 1980 und 1997 Geborenen, die ihre Jugend in den 2000ern und frühen 2010ern zwischen Britney Spears, den Backstreet Boys und den ersten Internetforen verbracht haben.

Carlo Acutis  © imago

Einer von ihnen wird sich bald zwischen Franz von Assisi und Mutter Teresa einreihen. Carlo Acutis, 1991 in London geboren, starb mit 15 Jahren an Leukämie.

Zeit seines kurzen Lebens setzte er sich für die Verbreitung des christlichen Glaubens ein: Er engagierte sich in der Obdachlosen- und Geflüchtetenhilfe, erstellte Internetseiten über Wunder, Engel und Marienerscheinungen und übersetzte damit das Missionieren ins digitale Zeitalter.

Die sterblichen Überreste des „Cyber-Apostels“ bahrte die katholische Kirche für Pilger und Gläubiger in Assisi auf – der Ort, in dem Carlo bestattet werden wollte, um seiner Verbundenheit mit dem heiligen Franz Ausdruck zu verleihen.

Um heiliggesprochen zu werden, reicht ein gottgefälliges Leben allein allerdings noch nicht aus: Erst mit dem Tod trennt sich die Spreu vom Weizen.

Zwei Wunder muss man nach seinem Leben bei Gott persönlich bewirkt haben. So soll ein Junge aus Brasilien unerwartet von einer angeborenen Krankheit geheilt worden sein, nachdem er eine Reliquie von Carlo Acutis berührt hatte. Und erst im letzten Jahr erkannte Papst Franziskus Carlo an, eine junge Frau vor den tödlichen Folgen eines Fahrradunfalls bewahrt zu haben, nachdem deren Mutter zu ihm gebetet hatte.

Das Marketingkonzept des Vatikan scheint aufgegangen zu sein: Sein offenes Grab ist inzwischen zu einer beliebten Pilgerstätte in Assisi geworden – dort liegt er stylisch in Jeans und Turnschuhen aufgebahrt.

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