Deutschlands Investitionsmotor kommt nicht nur ins Stocken, sondern droht komplett auszufallen. Das Ifo-Barometer für Investitionserwartungen sank seit März von plus 2,4 auf minus 9,2 Punkte, im Verarbeitenden Gewerbe sogar auf minus 17,3 Punkte. Besonders betroffen sind Fahrzeugbau, Chemie und Maschinenbau, die zusammen rund 30 Prozent der industriellen Bruttowertschöpfung ausmachen.
Bemerkenswert: Erstmals kürzen Unternehmen selbst Software-, Forschungs- und Entwicklungsbudgets, was in früheren Krisenjahren nicht der Fall war. Der Standort verliert damit Investitionskraft genau in den Sektoren, die Deutschlands Exportmodell in den vergangenen zwei Jahrzehnten getragen haben.
Für 2026 erwartet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zwar ein BIP-Wachstum von 0,9 Prozent – wovon rund ein Drittel aber schlicht dadurch entsteht, dass mehrere Feiertage auf Wochenenden fallen. Das Heikle an dieser Rechnung: Arbeitnehmer könnten versuchen, die Mehrarbeit anderweitig auszugleichen.
Eine Infografik mit dem Titel: Gestrichener Feiertag? Einfach anders freimachen
Umfrage: Wenn ein Feiertag gestrichen wird, würden Sie den Tag anderweitig zurückholen?
Unterdessen bleiben Industrie und Handel laut Ifo weiter investitionsnegativ, während steigende Dienstleistungsbudgets zu schwach sind, um den Rückgang zu kompensieren. Gleichzeitig liegen die Industriestrompreise in Deutschland 30 bis 50 Prozent über dem EU-Durchschnitt, was Produktionsinvestitionen weiter Richtung Ausland verschiebt.
Eine Infografik mit dem Titel: Strompreis-Spitzenreiter
Strompreis* für industrielle Verbraucher im Jahr 2024, in Cent pro Kilowattstunde
Fazit: Wir erleben hier kein kurzfristiges Stimmungstief, sondern einen strukturellen Rückgang der inländischen Kapazitätserweiterung und damit ein Risiko für Produktivität, Exportüberschuss und Standortqualität in den kommenden Jahren.