Urteil nach fast vier Jahren: Im Strafprozess zur Dieselaffäre sind vier frühere Führungskräfte von Volkswagen wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. Zwei der Angeklagten verurteilte die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Braunschweig zu mehrjährigen Haftstrafen, zwei Ex-Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen.
Im Detail:
Der frühere Leiter der Antriebselektronik muss für zwei Jahre und sieben Monate ins Gefängnis.
Ein ehemaliger Leiter der Dieselmotoren-Entwicklung erhielt viereinhalb Jahre.
Ein Ex-Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen und der höchstrangige Mitarbeiter, wurde zu einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt.
Ein ehemaliger Abteilungsleiter erhielt ein Jahr und zehn Monate auf Bewährung.
Was ist passiert? Im September 2015 wurden Manipulationen bei Abgabetests von Dieselautos im großen Stil enttarnt. In den USA hatte der Wolfsburger Autobauer kurz zuvor falsche Testergebnisse eingeräumt. VW rutschte daraufhin in eine der größten Krisen der Firmengeschichte, die den Konzern laut eigenen Angaben bisher rund 33 Milliarden Euro kostete.
Autos von Volkswagen stehen zur Auslieferung in einem Turm der Autostadt © dpaDer Prozess: Wer Schuld an den manipulierten Abgaswerte trägt, variiert – je nachdem, wen man fragt. Die Staatsanwaltschaft sieht die Angeklagten als überführt an, sie hatte zwischen zwei und vier Jahren Gefängnis gefordert und hielt nur in einem Fall Bewährung für angebracht. Die ehemaligen VW-Mitarbeiter sehen sich jedoch als Bauernopfer. Ihre Verteidigung plädierte auf drei Freisprüche und eine Verwarnung.
Noch kein Ende in Sicht: Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig und auch die juristische Aufarbeitung noch nicht beendet. In Braunschweig sind noch vier weitere Strafverfahren gegen insgesamt 31 Angeklagte offen, sagte ein Sprecher des Gerichts.
Darunter auch der Ex-CEO: Ursprünglich war geplant, dass auch der frühere Konzernchef Martin Winterkorn auf der Anklagebank sitzt. Sein Verfahrensteil wurde allerdings wegen gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Winterkorn äußerte sich zwar sowohl als Zeuge als auch als Angeklagter vor Gericht, stets jegliche Schuld von sich weisend. Allerdings wurde sein Prozess nach einem Klinikaufenthalt unterbrochen. Ob und wann er fortgesetzt werden kann, ist völlig offen.
Über sämtliche Hierarchieebenen hinweg: Geht es nach dem Landgericht Braunschweig, tragen die Verantwortung für den Dieselskandal nicht nur die früheren Führungskräfte. Die betroffenen Motoren seien von einer Vielzahl von Personen entwickelt worden, sagte der Vorsitzende Richter. Es gebe zahlreiche weitere Involvierte mit Schlüsselrollen, die teils gar nicht angeklagt seien.