Erwartungen getroffen: Die Europäische Zentralbank hat entschieden, den Leitzins in der Eurozone erneut zu senken – von 2,25 auf zwei Prozent. Beobachter hatten diesen Schritt bereits vermutet, nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass die Inflation im Euroraum unter die Zielmarke von zwei Prozent gefallen war.
Achte Zinssenkung in Folge: Seit dem vergangenen Sommer hatten die Währungshüter unter EZB-Präsidentin Christine Lagarde einen Kurswechsel eingeschlagen und den Leitzins stetig gesenkt – heute zum achten Mal in Folge.
Carsten Brzeski, Leiter für das Makroresearch der niederländischen Bank ING, sagte im Vorlauf zu der Entscheidung:
Wir erwarten, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen um 25 Basispunkte senkt, da das Risiko einer Unterschreitung der Inflation die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit mehr als aufwiegt.
Aber: Von der langsameren Inflation merken Verbraucher wenig. Denn während zwar die Energiepreise rückläufig sind, steigen die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen weiter – und zwar um drei bis vier Prozent. In den letzten fünf Jahren sind die Lebensmittelpreise um 30 Prozent gestiegen.
Das zeigt sich auch in den Erwartungen der Verbraucher: Die gehen laut einer aktuellen Umfrage der EZB von einer Preissteigerung um durchschnittlich 3,1 Prozent über die nächsten zwölf Monate aus – und scheinen den Ansagen der EZB, die Inflation in den Griff zu bekommen, somit wenig Vertrauen zu schenken.
Risikofaktor Trump: Aktuelle geopolitische Spannungen bleiben eine große Quelle der Unsicherheit, sagte Lagarde bei der Verkündung des Zinsentscheids. Und Unsicherheit ist Gift, wie EZB-Vizepräsident Luis de Guindos betonte: Der Handelskonflikt beeinträchtige Investitionen, schwäche Vertrauen und verringere Wachstumsaussichten.
Fraglich bleibt also, ob die EZB durch ihre Zinssenkung tatsächlich die Konsumfreude der Verbraucher anregen wird.