Nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben die Europäer in Sachen Energie – so schien es – ihre Hausaufgaben gemacht. Unter dem Motto Zeitenwende wollte man sich von russischem Gas unabhängig machen – ein weiterer guter Grund, die Energiegewinnung in Europa auf Sonne, Wind und Wasser umzustellen.
Gesagt, getan: Im Jahr 2024 bezog Europa erstmals mehr Energie aus Windkraft als aus Erdgas, ein Fünftel der gesamten Energieversorgung. Bis 2030 soll es ein Drittel werden, zur Mitte des Jahrhunderts die Hälfte.
Der Haken: Für die Windkraftturbinen braucht man sogenannte „Permanentmagnete“, die ohne Stromzufuhr dauerhaft ein eigenes Magnetfeld erzeugen. Die wiederum werden aus Seltenen Erden hergestellt. Das Problem: Etwa 60 Prozent der Seltenen Erden werden in China abgebaut und ganze 90 Prozent von ihnen dort verarbeitet.
In Europa werden die Turbinen konstruiert, designt und vielleicht noch am Schluss zusammengebaut. China aber kann dem Ausbau der europäischen Windkraft jederzeit buchstäblich den Motor abschalten. Man hat sich also von der einen Abhängigkeit in die nächste begeben.
Xi Jinping zu Besuch bei Wladimir Putin in Moskau am 8.5.2025 © imagoDie EU erkennt immerhin das Problem: Sie hat sich Anfang dieses Monats einen „Resilienz-Fahrplan“ für Permanentmagnete gegeben. Bis 2050, so heißt es darin, soll Europa die Hälfte der Permanentmagnete in aus alternativen – sprich: nicht-chinesischen – Quellen beziehen. Frankreich baut die Verarbeitungsstätten bereits massiv aus, ebenso Norwegen und Estland.
Fazit: Wenn man so einen Systemrivalen – wie der schwarz-rote Koalitionsvertrag China bezeichnet – behandelt, schickt man sich letztlich selbst an den Spielfeldrand.