{"data":{},"content":[{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":": Liebe Nora Bossong, Sie sind bekennende und engagierte Katholikin und Mitglied im Zentralrat der deutschen Katholiken. Kurz vor der Papstwahl waren Sie in Rom. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Ernennung von ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Leo XIV.","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" hörten?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Nora Bossong","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":": Ich glaube, mein erster Gedanke war: Den hatte ich gar nicht auf dem Zettel. Dann kam sofort die Einordnung im Kopf: US-amerikanischer Kardinal – was bedeutet das? Pro oder contra ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Trump","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"? Das hat sich aber sehr schnell geklärt. Es ist ein Papst, der sich schon als Kardinal klar gegen Trump positioniert hat, vor allem auch gegen ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"J.D. Vance","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" und dessen eigenwillige Lektüre von ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Augustinus’","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"italic"}],"value":"Ordo Amoris","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":". Insofern ist er seinem Vorgänger ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Franziskus","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" sehr treu geblieben – und war das auch schon zu dessen Lebzeiten. 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Prevost ist nun Papst Leo XIV.","description":"","alt":"Es galt als undenkbar: der US-Amerikaner Robert F. Prevost ist nun Papst Leo XIV.","fileSize":981884,"contentType":"image/jpeg"}}},"content":[],"nodeType":"embedded-entry-block"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":": Darauf wollen wir gleich nochmal zu sprechen kommen. Zunächst aber: Heute liest man überall, dass Leo ein „linker Katholik“ sei. Was bedeutet das?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"NB","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":": Erstmal bedeutet das, dass das nicht stimmt. Leo XIV. ist ein Katholik, von dem man sich in Frauenfragen nicht allzu viel erhoffen darf. Jemand, der im 21. Jahrhundert ernsthaft sagt, dass die Gleichstellung von Mann und Frau innerhalb der Kirche mehr Probleme schafft als löst, ist für mich nicht links – das ist ultrakonservativ, wenn nicht sogar reaktionär. Das ist schlimmer als ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Kardinal Ambongo","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":", der als einer der konservativsten Favoriten in das Konklave ging, aber sich zumindest für das Frauenordinat vorsichtig offen zeigt. Mich hat das zutiefst enttäuscht und hinterlässt bei mir das Gefühl, dass ich in dieser Kirche nicht mehr willkommen bin – und was mich heute ernsthaft überlegen lässt, ob ich aus dieser Kirche doch austrete, obwohl ich sehr engagiert bin und sie meine Heimat ist. Daher möchte ich diese Annahme, der neue Papst sei links, deutlich relativieren. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Sozialpolitisch ist er ganz klar links, da finde ich viele seiner Haltungen richtig und stimme ihm klar zu. Aber genau das ist dieses Paradoxon, das mich innerlich zerreißt: Ein und dieselbe Person kann einen in einer Frage tief überzeugen und in einer anderen, ebenso wichtigen, zutiefst enttäuschen. Das stellt mich als Frau vor die Frage: Wie halte ich es mit der Religion?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":": Könnte es denn sein, dass sich seine Haltung zu Frauen in den letzten Jahren auch nur ein bisschen verändert hat? Dass diese Aussagen aus einer anderen Zeit kommen?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"NB","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":": Von dem, was ich bisher als Papst von ihm gehört habe – seine Predigt heute Morgen und die ersten Worte nach der Ernennung –, scheint mir, dass er das Bild der Frau ganz eindeutig in der Rolle der liebenden Mutter verortet und ansonsten wenig Spielraum lässt. Leo XIV. greift die Marienfrömmigkeit von ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Leo XIII.","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" wieder auf – das wurde auch gestern auf dem Balkon des Petersdoms deutlich, durch das gemeinsam gebetete Ave Maria und seine Worten über die Muttergottes. Das sind schöne Worte. Aber wenn das die einzige Rolle der Frau in der Kirche bleibt, dann ist das ein deutliches Zeichen gegen Gleichstellung und gegen die Zustimmung gleicher Würde zwischen Mann und Frau. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Ich habe aber gehört, auch von Priestern aus meinem Umfeld, dass er ein guter Zuhörer und offen für Synodalität (Begriff aus der kath. Kirche: gemeinsame, partizipative Entscheidungsfindung) sein soll. Deshalb hoffe ich – wenn auch vorsichtig –, dass er ein Verständnis dafür entwickelt, dass seine Position für viele Frauen ein Schlag ins Gesicht ist. Und dass Kirche nicht schlagen sollte.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":": Sie haben die Tradition des Namens Leo und seinen Bezug auf die Marienfigur schon angesprochen. 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