Kaschmir-Konflikt

Indien greift Luftabwehrsysteme in Pakistan an

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Indien hat am Donnerstagmorgen nach eigenen Angaben mehrere Luftabwehrsysteme in Pakistan angegriffen. In einer offiziellen Mitteilung bestätigte die Regierung damit erstmals gezielt Angriffe auf pakistanische Militäreinrichtungen.

Der Angriff sei eine Reaktion auf nächtliche Versuche Pakistans gewesen, mit Raketen und Drohnen mehrere militärische Ziele im Norden und Westen Indiens anzugreifen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte Indien bereits Ziele in Pakistan angegriffen.

Eskalationsspirale: Die internationale Gemeinschaft ist besorgt, dass ein Vergeltungsschlag auf den nächsten folgt. Beide Länder sind Atommächte.

Professor Harsh V. Pant ist Vizepräsident der Observer Research Foundation in Neu-Delhi und lehrt am King's College London. Gegenüber The Pioneer sagt er:

Es liegt jetzt an Pakistan zu entscheiden, ob es weiter eskalieren wird.

Indien habe kein Interesse daran, einen ressourcenintensiven Krieg zu führen, so Pant:

Indiens Priorität liegt weiterhin auf dem Wirtschaftswachstum.

Professor Harsh V. Pant forscht zu Sicherheitspolitik in Asien und lehrt Internationale Beziehungen am King's College in London. © Observer Research Foundation

Aus Pakistans Sicht könnte dies jedoch anders aussehen. In dem ökonomisch gebeutelten Land übt schon lange der Militärapparat die staatliche Macht aus – und der befindet sich gerade auf einem Allzeit-Tief, erklärt Pant:

Um seine Unterstützung im eigenen Land wiederzuerlangen, bleibt ihm vielleicht nichts anderes übrig, als Indien anzugreifen.

Pant sieht kein anderes Land als möglichen Vermittler im Konflikt. Allerdings könnten die USA eine Schlüsselrolle als Ansprechpartner für Indien einnehmen, da sie in der Lage wären, wirtschaftlichen Druck auf Pakistan auszuüben, so seine Einschätzung.

Inder feiern die „Operation Sindoor", die jüngsten Angriffe des indischen Militärs auf Pakistan. © imago

Auslöser der jüngsten Eskalation: Die Schläge seien die Reaktion auf den „barbarischen" Angriff auf indische Zivilisten vor zwei Wochen, erklärte das indische Militär. Am 22. April hatte eine militante Gruppe das Feuer auf Touristen in der von Indien verwalteten Region Kaschmir eröffnet, wobei 26 Menschen getötet und mehr als ein Dutzend weitere verletzt wurden.

Schuldzuweisung: Indien führt den Angriff auf seinen Nachbar und Erzfeind Pakistan zurück – Pakistan dementiert dies. Die beiden Atommächte haben mehrere Kriege um Kaschmir geführt – eine Region, die sie faktisch teilen, die aber beide Länder in ihrer Gesamtheit beanspruchen.

Pahalgam, das touristische Aushängeschild Kaschmirs – hier wurden bei einem Terrorangriff am 22. April 2025 26 indische Touristen getötet. © imago