Bislang blieb die Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens relativ unversehrt, weil das israelische Militär dort Geiseln vermutete. Nun wurde dort jedoch eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestürmt.
Erschreckende Berichte: WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärte, bei der Razzia der UN-Einrichtung seien Frauen und Kinder gewaltsam nach Süden evakuiert worden. Männlichen Mitarbeitern und Familienmitgliedern hätten die Soldaten ausgezogen, ihnen Handschellen angelegt und mit vorgehaltener Waffe festgehalten.
Ich bin entsetzt über die Angriffe auf UN-Einrichtungen, darunter Einrichtungen des UN-Büros für Projektdienste und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), einschließlich des Hauptlagers der WHO.
Die Gegenseite: Das israelische Militär erklärte, die Streitkräfte wären bei einem Einsatz in dem Gebiet unter Beschuss geraten. Dass die WHO-Einrichtung überfallen wurde, bestritt das Militär nicht, sagte aber, alle „Verdächtigen“ seien „in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht“ behandelt worden.
Zufluchtsort: Im Gazastreifen ist Deir al-Balah zu einem informellen Zufluchtsort geworden, für Menschen, die aus anderen Teilen des Gebiets fliehen. Dort sind große Zeltlager entstanden, in denen durch die relative Ruhe ein gewisses Maß an Normalität erhalten blieb. Auf Anweisen des israelischen Militärs hin, verließen viele das Gebiet – doch weitere Zufluchtsorte in Gaza sind begrenzt, da nur noch zwölf Prozent Gazas als Aufenthaltsgebiet für Zivilisten ausgewiesen sind.
Viele Menschen in Gaza sind weiterhin auf der Flucht © ImagoDerweil: Der Iran will die Anreicherung von Uran nicht aufgeben. Das hat Außenminister Abbas Araghtschi wenige Tage vor Verhandlungen mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien in einem Interview mit dem US-Sender Fox News deutlich gemacht. Die Urananreicherung sei „eine Errungenschaft unserer eigenen Wissenschaftler“ und „eine Frage des Nationalstolzes“ – sie diene friedlichen Zwecken.
Warum es Zweifel gibt: Der Iran verfügt laut Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) bereits über auf 60 Prozent angereichertes Uran – ein Niveau, das deutlich über dem zivilen Bedarf liegt. Üblicherweise wird Uran laut Nuklearforscher Georg Steinhauser auf zwischen drei und fünf Prozent angereichert – für speziellere Anwendungen, zum Beispiel für Forschungsreaktoren, dann auf knapp unter 20 Prozent. Für eine Atombombe bräuchte es 90 Prozent. Bis dahin sei es nur noch „ein Katzensprung“, weil der Prozess nicht linear verlaufe.
© ImagoDie Atomanlagen: Sind laut Araghtschi nach dem Angriff der USA im Juni „schwer beschädigt“. Das genaue Ausmaß der Schäden werde aktuell noch untersucht.
Das Treffen: Die E3-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien treffen sich am Freitag mit dem Iran zu Verhandlungen in Istanbul. Die E3, gemeinsam mit China und Russland, sind die letzten verbliebenen Vertragspartner des Atomabkommens von 2015 mit dem Iran.