Die Co-Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, hat überraschend ihren Rückzug angekündigt. Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen führende Köpfe ihrer eigenen Partei. Auf dem Bundeskongress der Nachwuchsorganisation Mitte Oktober in Leipzig werde sie nicht mehr für das Amt der Bundessprecherin kandidieren, erklärte die 26-Jährige in einer Videobotschaft auf Instagram. Parteimitglied bleiben will sie dennoch.
Der Grund: Ihre Haltung sei in der Partei nicht unterstützt worden.
Mal wurde ich in Fraktionssitzungen ausgebuht, mal von Realo-Spitzenpersonal angeschrien oder von Ministerpräsidenten oder solchen, die es werden wollten, zum Rücktritt aufgefordert.
Gemeint sind offenbar Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann und dessen möglicher Nachfolger Cem Özdemir. Bei anhaltenden persönlichen Angriffen könne keine gute Politik entstehen. Wenn die Parteiführung diese nicht stoppe, ziehe sie eben selbst die Konsequenzen.
Jette Nietzard und ihr Ko-Vorsitzender Jakob Blasel (Mitte) © ImagoDas sind die Kontroversen:
Im Juni sorgte ein Video zum Nahost-Konflikt für scharfe Kritik: In der ursprünglichen Version war nach Ansicht vieler Parteikollegen nicht klar genug benannt, dass es sich bei der Attacke der Hamas am 7. Oktober 2023 um einen antisemitischen Terroranschlag gehandelt habe. Nietzard sprach lediglich von einer „militärischen Aktion“.
Auf einem Foto trug sie einen Pullover mit dem Aufdruck „ACAB“ („All Cops Are Bastards“) und eine Mütze mit der Parole „Eat the rich“. Kretschmann forderte sie daraufhin öffentlich zum Parteiaustritt auf. Auch Parteichef Felix Banaszak und Cem Özdemir kritisierten ihre Darstellung der Polizei als inakzeptabel.
Nach Unfällen durch Böller an Silvester 2024 postete sie auf X: „Männer, die beim Böllern ihre Hand verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen.” Dieser später gelöschte Tweet wurde öffentlich und parteiintern kritisiert.
Nietzard argumentierte im Fall Stefan Gelbhaar, dass in einer feministischen Organisation wie den Grünen Betroffenen generell geglaubt werden müsse und die Unschuldsvermutung nur vor Gericht gelte. Gegen den Berliner Grünen-Politiker waren Anfang 2025 Vorwürfe sexueller Belästigung erhoben worden, die er zurückwies.
Nietzard distanzierte sich später teilweise von ihren Aussagen.
Sie übernahm gemeinsam mit Jakob Blasel das Amt im Oktober 2024, nachdem der Vorgängervorstand aus Enttäuschung über den Kurs der Partei zurückgetreten war.