Kurzes Statement, keine Fragen: Nach ihrer Unterredung zeigten sich Wladimir Putin und besonders Donald Trump ungewöhnlich wortkarg. Ohne Fragen zu beantworten, verließen die beiden nach einem kurzen Statement die Bühne. Statt dem sonst üblichen internationalen Echo wurde das Treffen der beiden Staatschefs von globaler Zurückhaltung begleitet.
Am lautesten spricht eine Ankündigung: Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj reist bereits am Montag nach Washington. Dort wolle er „alle Details über das Ende der Morde, über das Ende des Krieges, mit Präsident Trump besprechen“, schrieb Selenskyj bei Telegram. Er unterstütze zudem den Vorschlag zu einem Dreier-Treffen mit Putin und sprach sich erneut für eine Einbeziehung der europäischen Partner aus. Im Wortlaut:
Wolodymyr Selenskyj © dpaDie Ukraine unterstreicht: Die Schlüsselfragen können auf der Ebene der Staatsführer besprochen werden und ein dreiseitiges Format ist dazu geeignet.
Rückendeckung aus Europa: Ein solches Dreierformat unterstützten auch die europäischen Staaten. Ein entsprechendes Schreiben wurde unter anderem von Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dem britischen Premierminister Keir Starmer und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterzeichnet. Darin bekräftigten sie ihre Unterstützung der Ukraine und sprachen sich für umfassende Sicherheitsgarantien aus.
Diplomatie trotzt der Waffe nicht: Für Russland sind die Gespräche allerdings auch ein Beleg dafür, dass Verhandlungen und Kampfhandlungen zeitgleich laufen können. „Das Treffen hat gezeigt, dass Verhandlungen ohne vorherige Bedingungen und gleichzeitig mit der Fortsetzung der militärischen Spezialoperation möglich sind“, schrieb Ex-Präsident Dmitri Medwedew bei Telegram. In erster Linie liege es an der Ukraine und den Europäern, ein Ende der Kampfhandlungen zu erreichen, so der Vizechef des nationalen Sicherheitsrates.
Weitere Reaktionen im Überblick:
„Das war anders“, bemerkt der ehemalige US-Außenminister Mike Pompeo im Interview mit Fox News. Wo Trump sonst „sehr direkt“ und „sehr vorausschauend“ sei, habe er sich in Anchorage zurückhaltend gezeigt – auch im Umgang mit der Presse, mit der er üblicherweise „alles teilt, was er kann“. Der Grund für Trumps neuen Tonus? „Er war eindeutig der Meinung, dass es in diesem Fall das Beste sei, im Namen Amerikas zu schweigen“, sagte Pompeo.
Mike Pompeo bei einer Tagung in Maryland, 03.03.24 © ImagoDer ehemalige Nationale Sicherheitsberater John Bolton schlägt andere Töne an. „Trump hat sehr wenig erreicht“, sagte er. Putin hingegen habe „alles bekommen, was er wollte“.
Überraschend positiv klingt tatsächlich das offizielle russische Narrativ. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte im Anschluss an die Unterredung: „Ein wirklich sehr positives Gespräch, und das haben beide Präsidenten gesagt“, sagte er laut der Nachrichtenagentur Interfax. Aber ist es auch ein Schritt gen Frieden? Womöglich, denn:
Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow, 30.07.25 © ImagoDas ist genau das Gespräch, das es erlaubt, weiter zuversichtlich gemeinsam den Weg der Suche nach Lösungsmöglichkeiten zu gehen.
Deutschland und Europa halten sich derweil bedeckt. Möglicherweise aufgrund der Uhrzeit, möglicherweise aber auch, weil auch bei den Staatschefs dieser Welt Fragen offen bleiben. Der Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner fasst es auf X so zusammen:
Es ist schwer, die politische Substanz des Trump-Putin Gipfels zu beurteilen, weil man darüber beim Pressetermin nahezu nichts erfahren konnte.
Da das Begehr nach dem Frieden in dieser Nacht nicht geklärt werden konnte, stellt sich die Frage nach Trumps nächstem Begehr: dem Friedensnobelpreis. Hier findet ausgerechnet Hillary Clinton klare Worte, die wohl nicht ganz ohne Ironie zu verstehen sind:
Hillary Clinton bei Trumps zweiter Vereidigung, 20.01.25 © ImagoWenn Donald Trump ein Ende von Putins Krieg gegen die Ukraine aushandelt, ohne dass die Ukraine Gebiete abtreten muss, würde ich ihn für den Friedensnobelpreis vorschlagen.
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