US-Wirtschaft

Made in USA? Das iPhone-Wunschdenken

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 © dpa

Mittlerweile ist bekannt, dass Apple plant, die Montage aller in den USA verkauften iPhones bis 2026 nach Indien zu verlagern. Wenn es nach Trump ginge, würden die iPhones aber weder in China noch in Indien produziert, sondern in Texas, Kalifornien und Arizona.

Das iPhone ist das erfolgreichste Consumer-Gerät weltweit und damit auch der Kassenschlager für Apple. Seit der Markteinführung 2007 wurden rund 2,8 Milliarden iPhones verkauft, was dem Konzern einen Umsatz von über einer Billion Dollar beschert hat.

Aber: Es handelt sich nicht um amerikanische Ingenieurskunst. Lediglich das Design stammt aus dem legendären Apple Park, alles andere an dem Gerät ist chinesisch, indisch, koreanisch, taiwanesisch – aber nicht amerikanisch.

Wie eine Analyse der Financial Times zeigt, werden jedes Jahr mehr als 230 Millionen iPhones ausgeliefert – das entspricht einer Produktion von 438 Stück pro Minute – die jeweils aus einem rund 2.700 Teile Techpuzzle von 187 Zulieferern in 28 Ländern bestehen.

Daten der International Data Corporation, die die FT zitiert, zeigen, dass derzeit weniger als fünf Prozent der iPhone-Komponenten in den USA hergestellt werden. Der Großteil wird in China hergestellt, die meisten Hightech-Komponenten in Taiwan.

Keine gute Idee: Diesen ausgereiften und auf Skaleneffekte ausgerichteten Prozess umzustellen, würde nicht in erster Linie eine Reduzierung des US-Handelsdefizits bedeuten, sondern das Ende der iPhone-Erfolgsgeschichte. Durch einen jahrzehntelangen und milliardenteuren Aufbau der Produktionsstätten in den USA, würde nicht zuletzt durch die höheren Arbeitskosten in den Vereinigten Staaten die iPhones künstlich verteuert werden

Dane Ives, Finanzanalyst bei Wedbush Securities, dazu:

Das Konzept, iPhones in den USA herzustellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Beispiel Display: Das Displayglas des iPhones wird zwar in den USA hergestellt, aber alles weitere, das es zu einem Touchscreen macht – vom hintergrundbeleuchteten Display bis zur Schicht, die die Interaktion ermöglicht – wird größtenteils in Südkorea hergestellt und in China montiert.

Das gleiche gilt für die Rahmen: Die meisten iPhones haben einen Rahmen aus einem einzigen Stück Aluminium. Ein Metallblock wird von hochspezialisierten CNC-Maschinen geschnitten und geformt, die so nur in großem Maßstab in China verfügbar sind.

Anders gesagt: Apple hat etwas zu seiner Paradedisziplin gemacht, was Professor Hans-Werner Sinn als „größte kulturelle Erfindung der Menschheit” beschreibt. Die Arbeitsteilung.

Die Produktion des iPhones in den verschiedenen Teilen der Welt ist aber schon längst nicht mehr nur mit den billigen Arbeitskosten verbunden. Entlang der Lieferketten haben sich spezifische Zuliefercluster gebildet, deren Know-how und Fertigungskapazitäten in den USA nicht so einfach reproduzierbar sind.

Fazit: Im Sport sagt man „Never change a winning team” – für die Wirtschaft gilt das in besonderem Maße auch.

Pioneer Editor, Stv. Redaktionsleiter Pioneer Briefing Newsletter