{"data":{},"content":[{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Vielleicht war es der 25. Juni, an dem die Schmeicheleien ihren Zenit erreichten. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Bei einem gemeinsamen Pressetermin im Rahmen des Nato-Gipfels in Den Haag sitzt Nato-Generalsekretär ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Mark Rutte","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" neben US-Präsident ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Donald Trump","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":", die Stimmung ist gelöst. Der Präsident erklärt, dass sich Israel und Iran „wie zwei Kinder auf dem Schulhof” verhalten – „lass sie zwei, drei Minuten kämpfen, dann ist es leichter sie zu stoppen.” Daraufhin regt sich Rutte und wirft den folgenden Satz ein: „Und dann muss ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"italic"}],"value":"Daddy","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" manchmal starke Worte finden.“","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Anschließend wird Trump gefragt, ob er die anderen Nato-Länder als seine Kinder betrachte: „Ich glaube, er mag mich einfach”, sagt Trump und ahmt Rutte nochmal nach: „Daddy, you’re my daddy”. Das Weiße Haus greift die Szene auf und veröffentlicht ein Image-Video zu der Musik von ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Ushers","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" „Hey Daddy”. Trump dominiert wieder einmal die Berichterstattung – diesmal nicht einmal beabsichtigt. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{"target":{"metadata":{"tags":[],"concepts":[]},"sys":{"id":"7H4NtqFbDrtjcGWtwstVEy","type":"Entry","createdAt":"2025-11-07T22:53:56.712Z","updatedAt":"2025-11-07T23:36:29.880Z","publishedVersion":12,"revision":2,"contentType":{"sys":{"type":"Link","linkType":"ContentType","id":"imageWithMeta"}},"locale":"de"},"fields":{"id":"SW1hZ2VXaXRoTWV0YS03SDROdHFGYkRydGpjR1d0d3N0VkV5X19fMzIzMjE3ZjY0M2MzZTNmMWZlNzUzMmU3MmFjMDFiYjA3NDhjOTdiZQ","url":"//image-service.thepioneer.de/show/mj324dykhxwi/32xCVNa66ip5rsstPSI5k2/ebd77a92f528fb348b1bbd9ea109cb94/Mark_Rutte_Trump_1.jpg","preview":"","width":5476,"height":3651,"assetId":"32xCVNa66ip5rsstPSI5k2","link":null,"copyright":"Imago","title":"Mark Rutte und Trump ","caption":"Ein neuer Spitzname macht die Runde: Mark Rutte und Donald Trump beim NATO-Gipfel in Den Haag. ","description":"","alt":"Ein neuer Spitzname macht die Runde: Mark Rutte und Donald Trump beim NATO-Gipfel in Den Haag. ","fileSize":1808468,"contentType":"image/jpeg"}}},"content":[],"nodeType":"embedded-entry-block"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Die Wahrnehmung von Regierungschefs als Mutter- oder Vaterfiguren und die Inszenierung von Kanzlern und Präsidenten als solche hat nicht erst Trump hervorgerufen. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Mehr als vier Jahre nach ihrem letzten Amtstag ist Altkanzlerin ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Angela Merkel","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" präsenter als ihr Nachfolger ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Olaf Scholz","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":". Seitdem im November vergangenen Jahres ihre Autobiografie erschienen ist, äußert sie sich immer wieder ratschlagend, amüsiert, kritisch zum tagespolitischen Geschehen. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Ihre Autorität wird auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen: „Fritz, hör auf Mutti!” liest man auf Protestschildern. Merkel erscheint trotz umstrittener Entscheidungen in ihrer Kanzlerschaft als unbeirrbare Instanz, als Übermutter der Nation. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{"target":{"metadata":{"tags":[],"concepts":[]},"sys":{"id":"6W8JWzOtP0YIt0RELuL4vH","type":"Entry","createdAt":"2025-11-07T14:24:04.249Z","updatedAt":"2025-11-07T18:56:25.832Z","publishedVersion":10,"revision":2,"contentType":{"sys":{"type":"Link","linkType":"ContentType","id":"imageWithMeta"}},"locale":"de"},"fields":{"id":"SW1hZ2VXaXRoTWV0YS02VzhKV3pPdFAwWUl0MFJFTHVMNHZIX19fMzIzMjE3ZjY0M2MzZTNmMWZlNzUzMmU3MmFjMDFiYjA3NDhjOTdiZQ","url":"//image-service.thepioneer.de/show/mj324dykhxwi/3Xc9CChzgcibhSA615FRfZ/d8cb53fdb5b1b9fbe074cc15d5c96c61/505203623.jpg","preview":"","width":2844,"height":3576,"assetId":"3Xc9CChzgcibhSA615FRfZ","link":null,"copyright":"dpa ","title":"„Fritz, hör auf Mutti!\"","caption":"„Fritz, hör auf Mutti“: Eine Demonstrantin weist darauf hin, dass Altkanzlerin Angela Merkel ihre Partei dazu aufgerufen hat, nicht mit der AfD abzustimmen.","description":"","alt":"„Fritz, hör auf Mutti“: Eine Demonstrantin weist darauf hin, dass Altkanzlerin Angela Merkel ihre Partei dazu aufgerufen hat, nicht mit der AfD abzustimmen.","fileSize":2768828,"contentType":"image/jpeg"}}},"content":[],"nodeType":"embedded-entry-block"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Seit Jahrtausenden werden Regierungschefs elterliche Rollen zugeschrieben. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"„Pater patriae” bedeutet Vater des Vaterlandes und war schon im Alten Rom ein Ehrentitel, den etwa ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Kaiser Augustus","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" trug, ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Karl der Große ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"wurde bereits zu Lebzeiten als „Pater Europae” genannt, auch ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Kaiserin Maria Theresia","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" wurde als Landesmutter verehrt, ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Mustafa Kemal Atatürk","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" als Vater der Türken, ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Mahatma Gandhi","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" als „Bapu” (Vater der indischen Nation), ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Evita Perón","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" als „Mutter der Hemdlosen\". Die Liste ließe sich lange fortführen. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Besonders für ihre Mütterlichkeit verehrt wurde die preußische ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Königin Luise","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":". Sie erfüllte alle Erwartungen, die an eine Mutter und Monarchin Ende des 18. Jahrhunderts gestellt wurden. Luise bekam zehn Kinder, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten. Sie führte ein reiches Familienleben, kümmerte sich, obwohl sie Königin war, selbst um ihre Kinder und opferte sich für Preußen auf. Um das Bild der umsorgenden Mutter, der treuen Ehefrau und sich dem Land ergebenden Repräsentantin Preußens entstand ein Kult, der bis weit ins 20. Jahrhundert reichte und die aufkommende bürgerliche Gesellschaft prägte. Königin Luise war die ideale Frau und Herrscherin – die preußische Madonna. 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Nein. Sie offenbart vielmehr, welches emotionale Verhältnis zwischen Staat und Bürgern in Teilen angestrebt, versprochen und enttäuscht wird.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Psychoanalytische und soziologische Aspekte","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Während Kinder lernen, ihre Eltern immer weniger zu idealisieren, gelingt Bürgern dieser Prozess des Aufwachsens nicht immer: In seiner Funktion als Kümmerer löst der Staat die Eltern ab. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Dabei ist das Frustpotenzial hoch. Denn im Wahlkampf machen Politiker Versprechen, die sie oft nicht einhalten können. ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Dr. Lawrence Blum","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" ist Professor für Psychiatrie mit Schwerpunkt Psychoanalyse an der University of Pennsylvania. Er sagt: ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{"target":{"metadata":{"tags":[],"concepts":[]},"sys":{"id":"6uLEPd7jNFQvROoVkEZ2BZ","type":"Entry","createdAt":"2025-11-07T20:14:08.125Z","updatedAt":"2025-11-07T20:14:08.125Z","publishedVersion":2,"revision":1,"contentType":{"sys":{"type":"Link","linkType":"ContentType","id":"quote"}},"locale":"de"},"fields":{"text":"Menschen glauben, dass Wahlkämpfe sich um wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen drehen. Das stimmt auch. 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Grundsätzlich, sagt Blum, neige der Mensch dazu, auch im Erwachsenenalter nach beschützenden Elternfiguren zu suchen – besonders in Zeiten von Unsicherheit. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Dabei werde nicht jedes Staatsoberhaupt in gleichem Maße von Bürgerinnen und Bürgern als Elternfigur wahrgenommen, manche stellen diese Qualität mehr, andere weniger aus. Auch gebe es Umstände und Zeiten, die das Phänomen besonders begünstigen. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Das politische Führungspersonal müsse zudem nicht ausdrücklich sagen: „Schaut her, ich bin wie ein Vater, eine Mutter für euch”, die Bevölkerung projiziere diese Rolle von selbst. 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