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Neuer Wehrbeauftragter: Wer ist Henning Otte?

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 © dpa

Henning Otte ist neuer Wehrbeauftragter – „Anwalt der Soldaten“ also. Passend, denn: Der CDU-Abgeordnete aus Niedersachsen ist nicht nur Reserveoffizier, sondern auch Jurist.

Beauftragtenposten sind in den vergangenen Jahren aus dem Boden geschossen wie Pilze. Das Amt des Wehrbeauftragten hat damit nichts zu tun: Statt von der Regierung bestimmt, wird es vom Parlament gewählt – und ist bereits seit 1956 im Grundgesetz verankert.

„Anwalt der Soldaten“: Als neuer Wehrbeauftragter ist Henning Otte demnach als unabhängige Kontrollinstanz für die Belange der Truppen zuständig. Er ist deren Ansprechpartner, darf unangekündigt Kasernen besuchen und alle Akten des Verteidigungsministeriums einsehen. Einmal im Jahr veröffentlicht er einen umfassenden Bericht über Probleme und Missstände in der Truppe – meist kein freudiger Tag für den Verteidigungsminister.

Kurz vor Ottes Wahl zum Wehrbeauftragten stellte seine Vorgängerin Eva Högl diesen Bericht ein letztes Mal vor, mit dem traditionell ernüchternden Ergebnis: „Die Lage ist ernst.“ Es mangele an genügend Soldatinnen, Material und Infrastruktur.

Die Anwesenheit des Bundeskanzlers im Plenum unterstreicht die Relevanz des Postens – und wohl auch dessen Wille, genau das zu liefern.

Die scheidende Wehrbeauftragte Eva Högl © Imago

Vor Otte steht nun also ein wichtiger wie harter Job. Mit den Belangen des Militärs kennt er sich allerdings aus: Nach der Schule ließ er sich im Panzerbataillon ausbilden und war zwei Jahre lang Soldat, nahm auch danach als Leutnant der Reserve an Übungen teil. Obendrein war der ausgebildete Jurist von 2014 bis 2021 verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion und in der vergangenen Legislaturperiode stellvertretender Vorsitzender im Verteidigungsausschuss.

Henning Otte wurde einst als Nachfolger von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gehandelt. © dpa

Rheinmetall und Co.: Otte gilt als gut vernetzt und warb wiederholt für mehr Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Rüstungsindustrie – zeitweise auch als Teil der Führung der Deutschen Gesellschaft für Militärtechnik. Als leidenschaftlicher Hobbyjäger und Mitglied im Schützenverein hat er auch in seiner Freizeit mit Waffen zu tun.

Materiell und personell: In seiner jetzigen Aufgabe will Otte sich besonders für eine bessere Aufgabe der Bundeswehr einsetzen. In dieser Hinsicht kritisierte er Verteidigungsminister Boris Pistorius, der das deutsche Heer mit Aufgaben überdehne, „ohne dabei personell und materiell die entsprechende Ausstattung sicherzustellen“. Als Unterstützer der Ukraine betonte er außerdem:

In der geänderten sicherheitspolitischen Lage gilt es, dass die Belange der Soldatinnen und Soldaten eine besondere Wertschätzung und Berücksichtigung erfahren.

Henning Otte im Gespräch mit einem Soldaten © dpa

Klare Position auch bei der Wehrpflicht: Egal ob Mann, ob Frau, jeder müsse Otte zufolge einen Wehrdienst leisten. Er sprach sich mehrfach für eine Wiedereinführung im Rahmen eines Dienstes für die Gesellschaft aus. Freiwilligkeit sei gut, so Otte im April, wo sie nicht ausreiche, müsse aber die Verpflichtung her:

Es geht darum, so stark zu sein, dass es niemand wagt uns anzugreifen.