US-Wirtschaft

Warner-Übernahme: Hollywood fordert Big-Tech heraus

Der US-Streaming-Riese Netflix will den traditionsreichen Entertainment-Konzern Warner Bros. kaufen. Nun wird er durch ein feindliches Übernahmeangebot von Paramount herausgefordert. Der Bieterkampf hat auch eine politische Dimension.
Daniel Thomas Bayer
Gestern
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Der US-Streaming-Riese Netflix will den traditionsreichen Entertainment-Konzern Warner Bros. kaufen. Damit würden weltbekannte Marken wie Harry Potter, DC, Game of Thrones und HBO Max den Besitzer wechseln. Netflix zahlt 72 Milliarden US-Dollar, zusammen mit Schulden ergibt sich ein Dealwert von rund 83 Milliarden Dollar.

Neue Dimensionen: Netflix hat über 300 Millionen aktive Nutzer, während aus dem Hause Warner/HBO noch einmal etwa 130 Millionen Nutzer dazu kommen. Zusammen kämen beide theoretisch auf über 430 Millionen Nutzer weltweit. Damit würde erstmals ein Konzern entstehen, der Tech-Plattform, Streamingdienst und Hollywood-Studio in einer Hand vereint. Für die Branche ist das der größte Machtwechsel seit Jahrzehnten.

Wie kam es dazu? Der Deal ist Ergebnis eines Bieterrennens zwischen Netflix, Paramount und Comcast. Netflix setzte sich durch, vor allem dank eines 59-Milliarden-Dollar-Kredits und eines schnellen Entscheidungsprozesses. Die Warner-Aktionäre erhalten 23,25 Dollar in bar plus 4,50 Dollar in Netflix-Aktien.

Regulatorisch ist der Schritt riskant, denn die Trump-Regierung signalisierte bereits Zweifel an dem Deal: Zum einen geht es um die Kombination aus enormer Marktmacht, da man dadurch rund 40 bis 45 Prozent Streaming-Anteil erreicht.

Zum anderen hat der Deal eine politische Dimension. Parallel versucht nämlich Paramount rund um Eigentümer David Ellison nun doch noch, die gesamte Warner-Gruppe zu übernehmen – mit einem feindlichen 30-Dollar-pro-Aktie-Gebot (insgesamt 108 Milliarden Dollar), direkt an die Anteilseigner gerichtet. Die Ellison-Familie ist Geldgeber von Donald Trump.

Finanziert wird das Angebot über Eigenkapital der Ellison-Familie, RedBird Capital und 54 Milliarden Dollar an zugesagten Krediten von Bank of America, Citi und Apollo. Paramount argumentiert, ein „komplettes“ Warner sei politisch weniger brisant und regulatorisch schneller zu genehmigen als der Netflix-Deal. Ein offener Kontrast zwischen Big Tech und klassischem Hollywood, der den Machtkampf um Warner in eine neue Runde schickt.

Sollte Warner nach dem Netflix-Deal plötzlich doch Paramount den Zuschlag geben, müsste Warner rund 2,8 Milliarden Dollar an Netflix zahlen, ein teures Umsteigen also. Umgekehrt müsste Netflix 5,8 Milliarden Dollar zahlen, falls der Deal am Widerstand der Behörden scheitert. Genau in dieser Zwickmühle versucht Paramount nun, die Warner-Aktionäre per Direktangebot zu überzeugen.

Warum ist das größer als ein normaler Deal? Netflix integriert nicht nur Inhalte, sondern komplette Studios, Kino-Strukturen und Gewerkschaften – ein radikaler Schritt vom reinen Streamer zum klassischen Entertainment-Konzern.

Paramount hingegen setzt auf das Gegenteil: ein „vollständiges“ Warner Bros. unter einem Hollywood-Dach, das politisch einfacher zu genehmigen wäre. Kritiker warnen vor zu viel Macht bei einem Konzern, Befürworter sehen den ersten wirklich globalen Medienchampion.

Am Ende entscheidet nicht die Kaufsumme, sondern wer von beiden das alte Hollywood besser integrieren kann.

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Veröffentlicht von Philipp Heinrich.

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