Rente mit 67? Von wegen! Über die Hälfte der Rentner geht früher in Rente als gesetzlich vorgesehen. Das zeigen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung.
Besonders beliebt: Die „Rente mit 63“, die eine abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ermöglicht. 30 Prozent der neuen Rentner machten davon 2023 Gebrauch.
Eine Infografik mit dem Titel: Früher in Rente
Durchschnittliches Renteneintrittsalter in Jahren
Heilige Kuh: Schwarz-Rot will an der Möglichkeit zur Frührente festhalten, entschied die Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales.
Experten kritisieren: Die Maßnahme sei nicht zielgerichtet. Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, sagt The Pioneer:
Bisher wird diese Möglichkeit vor allem von Menschen in Anspruch genommen, die durchschnittlich viel verdienen und überdurchschnittlich gesund sind.
Dies zeigen auch Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): Weniger als ein Drittel derer, die von der Regel Gebrauch machen, waren tatsächlich hoch belastet, so eine Studie von letztem Jahr.
Mutiger Vorschlag: Das Wirtschaftsministerium hatte deshalb empfohlen, die Frührente nur noch nach „Schwerstarbeit“, also harter körperlicher Arbeit, zu ermöglichen.
Vorbild Österreich: Hier gibt es sie nur für Berufsgruppen mit körperlicher Belastung, etwa Nachtarbeit.
Ein Papier mit entsprechendem Vorschlag wurde an die Verhandler der neuen Regierung versandt (wir berichteten). Doch die Koalitionäre wollen davon nichts wissen.
In Österreich dürfen etwa Menschen die Nachts arbeiten früher in Rente © dpaAuch Schnitzer findet eine zielgerichtete Ausgestaltung „wünschenswert“, rät jedoch zur Vorsicht. „Nicht praktikabel und wenig treffsicher“ sei der Vorschlag, sich an den letzten 20 Jahren des Berufslebens zu orientieren, denn viele wechselten im Alter den Job.
Besser sei es, die abschlagsfreie Rente nur noch für „dauerhaft Geringverdienende“ zu ermöglichen.
Für alle anderen hat sie eine schlechte Nachricht. Auch die Abschläge bei früherer Rente ohne 45 Beitragsjahre seien zu gering, sie „müssten etwa doppelt so hoch sein.“
Zum Vergleich: In Deutschland wird pro früherem Jahr 3,6 Prozent der Rente abgezogen. In Österreich und Frankreich 5 Prozent, in Kanada sogar 7 Prozent.
Hier könnte sich noch etwas tun. Die Union will die „Zu- und Abschläge bei frühzeitigem oder späteren Renteneintritt“ neu berechnen. Die SPD ist bisher dagegen.
Hauptstreitpunkt ohnehin: das Rentenniveau. Die SPD will ihr Wahlversprechen halten, die Höhe „dauerhaft bei 48 Prozent“ festzuschreiben. Die Folgen: Höhere Beiträge, mehr Geld aus dem Haushalt.
Bereits geeint: „Nur eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik, eine hohe Beschäftigungsquote und eine angemessene Lohnentwicklung ermöglichen es, dies dauerhaft zu finanzieren.“
Fazit: Bisher setzen die Koalitionäre auf das Prinzip Hoffnung.