Wirtschaftsvertreter warnen vor den Folgen einer vorschnellen Umsetzung des im Juli 2024 beschlossenen AI Acts. In einem offenen Brief an die Europäische Kommission fordern 44 CEOs großer Unternehmen eine zweijährige Aussetzung der verpflichtenden Vorschriften für Künstliche Intelligenz.
Die Begründung: Die aktuelle Regulierungsarchitektur gefährde das Gleichgewicht zwischen Regulierung und Innovation. Weiter:
Leider gerät dieses Gleichgewicht durch unklare, sich überlappende und zunehmend komplexe EU-Vorgaben ins Wanken. Dadurch werden Europas KI-Ambitionen gefährdet – nicht nur für aufstrebende Unternehmen, sondern für alle Branchen, die KI in global wettbewerbsfähigem Maßstab einsetzen wollen.
Sie fordern: mehr Zeit für die Umsetzung, Nachbesserung und Vereinfachung der neuen Vorschriften zur Regulierung. Eine Verschiebung wäre „ein starkes Signal an Innovatoren und Investoren weltweit: Europa meint es ernst mit Wettbewerbsfähigkeit und Vereinfachung“, heißt es weiter.
Die Kritik bezieht sich im Wesentlichen auf zwei Bereiche:
1. KI-Allzweckmodelle. Ab August 2025 gelten aufgrund des AI Acts für Anbieter Transparenzpflichten, die Pflicht zur technischen Dokumentation, eine Offenlegung von Trainingsdaten. Dazu kommen für einige Modelle Risikobewertungen, Modelltests und Sicherheitsprotokolle.
2. Hochrisiko-KI-Systeme. Ab August 2026 gelten besonders umfangreiche Pflichten in sensiblen Bereichen wie Bildung, Justiz, Beschäftigung oder kritischer Infrastruktur. Unter anderem auch menschliche Aufsicht.
Den vollständigen Brief der „EU AI Champions Initiative“ finden Sie hier.
Die Unterzeichner sind 44 CEOs und Gründer von mehr als 110 Unternehmen, unter anderem von Airbus, Siemens Energy, Mercedes-Benz, AXA, Philips, Personio, Mistral, ElevenLabs, Lufthansa, Südzucker. Zusammen schaffen sie laut dem Brief 3,7 Millionen Arbeitsplätze und vereinen über drei Billionen US-Dollar Marktwert.