15 Prozent Zoll soll es für die Europäer geben. Das wurde am Sonntag in einem Deal zwischen den USA und Europa vereinbart.
Das Kleingedruckte des Zoll-Deals hat es aber auch in sich: Auf Stahl und Aluminium bleiben die US-Zölle in Höhe von 50 Prozent bestehen, wie Trump mitteilte. Außerdem habe sich die EU bereit erklärt, für 750 Milliarden US-Dollar Energie aus den USA zu kaufen und 600 Milliarden US-Dollar mehr als geplant unter anderem in US-amerikanische Rüstungsgüter zu investieren.
Wir fragen die Wirtschaftsexpertin Philippa Sigl-Glöckner von der Denkfabrik Dezernat Zukunft was die 750 Milliarden Dollar (in drei Jahren zu zahlen) für US-Energieprodukte bedeuten.
Philippa Sigl-Glöckner © imagoWie hoch sind die US-Energieimporte letztes Jahr gewesen und was bedeuten 250 Milliarden pro Jahr für drei Jahre dann eigentlich?
Letztes Jahr hat die EU Energie im Wert von 75 Milliarden US-Dollar aus den USA importiert. Sie müsste also in den kommenden Jahren dreimal so viel importieren wie zuvor. Das wäre aber vermutlich gar nicht möglich, da sich die gesamten Energieexporte der USA bei aktuellen Preisen nur auf knapp 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr belaufen dürften. Einschränkend ist wichtig: Wir kennen bisher sicher nicht alle Details des Deals. Womöglich fallen Güter unter „Energie", mit denen man normalerweise nicht rechnet.
Wie viel Gas bezieht Europa insgesamt pro Jahr und ist diese Menge US-Gas ausreichend um russisches Gas zu ersetzen?
Europa importiert laut der Internationalen Energie Agentur 2025 35 bcm mehr LNG. 2026 soll die Nachfrage sogar schon wieder zurückgehen. Ein Mehrbedarf von 35 bcm pro Jahr entspräche selbst bei dem recht hohen Gaspreis von 2024 lediglich Mehrausgaben von ca. 21 Milliarden US-Dollar. Selbst wenn sämtliche russische Energieexporte nach Europa von US-Exporten abgelöst würden, käme man nur auf zusätzliche 23 Milliarden Dollar. Das reicht bei weitem nicht, um auf 250 Milliarden Dollar Energieimporte zu kommen.
Was sind die Folgen dieses riesigen Kaufes? Wie bewerten Sie es wirtschaftlich?
Die erste Frage sollte sein, wer denn da eigentlich kauft. Das sind in Europa Unternehmen, die die EU schlecht anweisen kann. Daher frage ich mich, ob überhaupt ein riesiger Kauf zustande kommt. Trump hat schon mal einen solchen Deal gemacht, und zwar 2019 mit China. Gerade einmal 37 Prozent des anvisierten Exportvolumens wurden erfüllt. Auch damals lag das unter anderem an (bekannten) Kapazitätsbeschränkungen der US-Unternehmen. Das gesagt stiegen die Energieexporte der USA nach China deutlich an.
Ich vermute, dass das auch bei dem US/EU-Deal der Fall sein wird. Der Druck aus den USA mehr und mehr LNG und Öl zu kaufen, könnte zunehmen, gerade da die LNG-Exportkapazitäten der USA im kommenden Jahr sehr stark wachsen werden. Ein so großer Anreiz möglichst viele fossile Brennstoffe aus den USA zu kaufen, dürfte weder für den Klimaschutz noch für die geopolitische Unabhängigkeit gut sein.