{"data":{},"content":[{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer: ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Beschreiben Sie doch einmal einen durchschnittlichen Studierenden aus Ihrer Sicht.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Prof. Zümrüt Gülbay-Peischard: ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Das ist gar nicht so leicht zu beantworten – Studierende in einer Großstadt verhalten sich oft anders als solche an kleinen, ländlich gelegenen Hochschulen, wo man manchmal den gesamten Jahrgang mit Namen kennt.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Trotzdem habe ich ein Bild vom durchschnittlichen Studierenden: Anfang bis Mitte zwanzig, arbeitet neben dem Studium, hat sich sein Fach meist eher zufällig oder spontan ausgesucht, und hat selten eine klare Vorstellung davon, was ihn oder sie in der Zukunft erwartet – und er oder sie studiert nicht mit einer großen Verbindlichkeit. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer: ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Und wie sähe der ideale Student, die ideale Studentin für Sie aus – was bedeutet Studieren im Idealfall?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Gülbay-Peischard: ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Es gibt das Argument, ein Student könne nur so gut sein wie der Lehrende. Also wenn ich Studenten kritisieren würde, würde es eher mit meiner Lehre zusammenhängen, als mit den Fähigkeiten der Studierenden. Ich denke aber, dass es tatsächlich wesentliche Eigenschaften gibt, die man mitbringen oder zumindest bereit sein sollte, sich anzueignen – ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Erstens: die Fähigkeit zur Selbstkritik. Also nicht ständig andere dafür verantwortlich zu machen, wenn Prüfungen nicht gut laufen – sondern ehrlich hinschauen, welchen Anteil man selbst an Problemen hat.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Zweitens: Organisationsfähigkeit. Das bedeutet, sich frühzeitig mit der Studienordnung auseinanderzusetzen, zu wissen, wann welche Prüfungen anstehen, und einen groben Plan zu haben, wie man durch das Studium kommen will.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Drittens: Interesse am Fach. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"V","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"iertens: Lernbereitschaft. Das bedeutet: Stoff wiederholen, Inhalte durchdringen, sich Beispiele aneignen, nicht erst in den zwei Nächten vor der Prüfung, sondern so, dass Inhalte auch langfristig im Gehirn verankert sind. Das ist natürlich Arbeit. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer:","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" In Ihrem Buch schreiben Sie, dass viele dieser Fähigkeiten zunehmend verloren gehen. Erzählen Sie doch mal, was Sie an Hochschulen erleben, das Sie beunruhigt?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Gülbay-Peischard: ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Ich sehe, dass viele Studierende falsche Vorstellungen vom Stellenwert ihres Studiums im Leben haben. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Ein Studium ist kein Nebenschauplatz – es sollte zentral in dieser Lebensphase sein. Wer sagt, dass er oder sie doch nebenbei auch noch leben muss, dem entgegne ich, dass es gerade jetzt seine oder ihre Aufgabe ist, sich für drei bis vier Jahre auf etwas zu konzentrieren – nämlich das Studium.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Das sind wenige Jahre im Verhältnis zum ganzen Leben. Auch wenn man in dieser Zeit vielleicht weniger feiert oder reist, wird sich diese Konzentration langfristig lohnen. Aber diese Bereitschaft, sich zu fokussieren, ist nicht da. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer:","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" Was passiert denn in Vorlesungen oder Seminaren, das Sie stört?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Gülbay-Peischard: ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Also wenn eine Vorlesung um 8 Uhr beginnt, aber bis 8:55 Uhr noch regelmäßig Grüppchen von Studierenden hereinkommen – am besten noch mit Kaffee und Brötchen in der Hand –, dann zeigt das, dass die Priorität nicht beim Studium liegt.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Oder auch: Am Ende des Semesters kommen Leute, die sagen, sie seien in einem vergangenen Semester durch die Prüfung gefallen und möchten es jetzt nochmal versuchen – waren aber gar nicht in meiner Vorlesung, wollen oder müssen aber die Prüfung zu meiner Vorlesung bestehen. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Wenn aber der Student durchgefallen ist, hat er oder sie den Stoff aber ja offensichtlich nicht beherrscht. Und trotzdem kommt er ein ganzes Semester nicht zur Vorlesung. Im Zweifelsfall wird dann auch noch erwartet, dass man genau eingrenzt, was in der Prüfung vorkommt. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Ich glaube wirklich, ich halte eine gute Vorlesung – ich gestalte diese Stunden lebendig, interaktiv und mit aktuellen Beispielen. Ich lese nie ab. Wenn ich einen Studierenden direkt anspreche und eine Nachfrage stelle oder überprüfe, ob er oder sie noch geistig anwesend ist, ernte ich sehr häufig nicht mehr als ein Achselzucken. Geistig sind so viele abwesend: am Handy, am Laptop oder sonst wo. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Das ist schade – für alle Beteiligten. Die Person hätte sich einen entspannteren Morgen machen können, und ich könnte mit weniger, aber engagierten Studierenden arbeiten. Ich brauche meine Studierenden nicht für ihre Körperwärme, um den Raum zu heizen. Ich will, dass die Leute zuhören und mitarbeiten. Wer das nicht will, kann gerne wegbleiben. 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Wenn zehn Leute nacheinander zu spät kommen, unterbreche ich jedes Mal meine Vorlesung. Das ist störend.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"The Pioneer: ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Haben Sie sich auch mal überlegt, dass dieses Verhalten auch an der Gestaltung ihrer Lehrveranstaltungen liegen könnte? Die Lebensrealitäten junger Menschen, die nunmal in der digitalen Welt aufgewachsen sind, haben sich in Ihrer Lehrzeit ja auch enorm verändert. Hat sich Ihre Lehre auch gewandelt? ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"}],"nodeType":"document"}

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