Unesco-Weltkulturerbe

Weltkulturerbe in Sicht für Neuschwanstein und Co.

Kathrin Kessler
Heute
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Gebaute Träume: Diese Überschrift trug der Antrag des Freistaates Bayern, mit dem die vier Schlösser des „Märchenkönigs“ Ludwig II. als Unesco-Weltkulturerbe deklariert werden sollen. Das Unesco-Komitee in Paris wird die offizielle Entscheidung darüber diese Woche bekannt geben. Der positive Bescheid gilt aber nur noch als Formsache, nachdem die zuständige Beraterkommission bereits ihre Empfehlung für die Schlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee, Linderhof und Schachen abgegeben hat.

Bayern hat bereits zehn Unesco-Weltkulturerbestätten. Dazu zählen unter anderem die Würzburger Residenz, die Altstädte von Bamberg und Regensburg, die Wieskirche, der Raetische Limes, das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth, Augsburgs historische Wasserwirtschaft, prähistorische Pfahlbauten, Bad Kissingen als Teil der „Bedeutenden Kurstädte Europas“ und der westliche Donaulimes.

Neuschwanstein im Herbstwald bei Schwangau © imago

Dass zumindest das Schloss Neuschwanstein nicht längst zu dieser Liste gehört, verwundert. Mit über einer Million Besuchern im Jahr gehört es zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Das Vorbild für Walt Disneys Dornröschenschloss lässt andere deutsche Weltkulturorte – die Wieskirche in Steingaden und das Bergwerk Rammelsberg in allen Ehren – ziemlich alt aussehen.

Es lohnt ein genauerer Blick auf die Kriterien der Unesco: Ein Weltkulturerbe muss demnach einen „außergewöhnlichen und universellen Wert“ aufweisen können und einzigartiges Zeugnis einer bestehenden oder untergegangenen Kultur sein.

Gilt das auch für Neuschwanstein? Besessen von den Sagenwelten Richard Wagners – er selbst identifizierte sich mit König Parzival aus der gleichnamigen Oper – baute Ludwig sich mit Neuschwanstein ein privates Refugium, das nach außen wie eine mittelalterliche Burg anmutet, innen aber mit einer batteriebetriebenen Klingelanlage und Toiletten mit automatischer Spülung aufwartet. Damals, Ende des 19. Jahrhunderts, war das modernste Technik.

Der „Kini“, wie die Bayern ihn liebevoll nennen, interessierte sich mehr für Träume als für Politik. © imago

So beeindruckend Neuschwanstein auch ist – ob es sich dabei um eine monumentale Errungenschaft der Kulturgeschichte handelt, ist mindestens fraglich. Der Märchenkönig, wie die Bayern Ludwig II. liebevoll nennen, hat mit seinen Schlössern vor allem der eigenen Traumwelt ein Denkmal gesetzt.

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