Der 8. Tag – der Newsletter

Der Malboro-Mann der CDU, Herrenmode und die große Judi Dench

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© The Pioneer

Guten Abend,

es ist wieder Montag und gemeinsam starten wir in diese herbstliche Woche.

Wir wollen heute

  • uns auf gut gekleidete Männer freuen,

  • das Buch einer großartigen Frau über einen großartigen Mann empfehlen

  • und über eine formidable Form der Vergangenheitsbewältigung nachdenken.

Doch zunächst sprechen wir mit einem Mann, der qua Amt aneckt und auch diese Woche mit Kritik an seinem Parteivorsitzenden auffiel.

Los geht's.

Demonstration nach „Stadtbild"-Aussage in Hannover © dpa

Die im öffentlichen Raum sichtbare Gestalt einer Stadt in ihren räumlichen, architektonischen, historischen und ästhetischen Dimensionen. Meine Damen und Herren, das Stadtbild.

Das Stadtbild, das gefällt Bundeskanzler Friedrich Merz nicht allerorten. Das kann ich verstehen. Ich habe auch so meine ästhetischen, olfaktorischen, auditiven und habituellen Vorbehalte gegen einige Straßenzüge.

Für Friedrich Merz hängt das mit Migration zusammen und diesem Problem will er mit mehr Abschiebungen wieder Herr werden. Seine Aussagen diesbezüglich haben, mal wieder, für hitzige Diskussionen gesorgt. Sie kennen es, das Entrüstungs-Pingpong.

Die einen fanden, dass da endlich mal jemand ein Problem benennt; die anderen waren entsetzt; viele waren der Meinung, dass es in der Tat Probleme mit dem Stadtbild gibt, ein Bundeskanzler dies aber in einem anderen Ton und weniger pauschal adressieren müsse.

Dass vehemente Kritik vom politischen Gegner kommt, ist klar, dass sie vom Koalitionspartner kommt, ebenso. Wenn sie allerdings aus den eigenen Reihen kommt, wird es interessant. Womit wir bei Dennis Radtke wären. Radtke ist Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands, dem Sozial-Flügel der CDU.

Dennis Radtke © dpa

“Bestenfalls könnte man sagen, Friedrich Merz bleibt sich an dieser Stelle selber treu.”

Wie ist das, für das Soziale einzustehen in einer Partei, deren Kern nicht unbedingt das Soziale ist, die sich sogar abgrenzen muss von den Sozialdemokraten, habe ich mich gefragt und den Europa-Politiker deshalb in den Achten Tag eingeladen.

“Ab und zu fühlt man sich wie der Marlboro-Mann, der irgendwie einsam dem Sonnenuntergang entgegenreitet, aber dann gibt es auch wieder ganz andere Tage.”

Auf die Frage, wie Merz und er sich verstehen, antwortet Radtke:

„Unterschiedlich, tagesformabhängig, themenabhängig.“

„Ich bin der Marlboro-Mann in der CDU“

CDA-Vorsitzender Dennis Radtke über Kritik am eigenen Kanzler und das Soziale in der CDU.

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Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev Doğan.

Podcast

Der 8. Tag

„Unmanned Drone" von Kara Walker ist das zentrale Stück der Ausstellung „Monuments" im MOCA in Los Angeles.  © Instagram @moca

2021 entfernte die Stadt Charlottesville in Virginia die Statue von Stonewall Jackson. Jackson ist einer von hunderten Generälen der konföderierten Südstaaten, die im amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 gegen die Abschaffung der Sklaverei kämpften. Mehr als 200 Denkmäler von Konföderierten wurden im vergangenen Jahrzehnt entfernt, rund 700 stehen noch, manche sollen wieder aufgebaut werden.

Einige Denkmäler, die in den vergangenen Jahren aus dem Straßenbild entfernt worden sind, hat man Künstlern zur Verfügung gestellt. Sie haben die Statuen umgebaut, besprüht, bemalt, quergelegt oder auch in Ruhe gelassen und die Frage adressiert: Wie geht man mit seinem Erbe um – dem individuellen, dem familiären, dem nationalen?

Die Antworten darauf sind so individuell wie der Mensch selbst und nun im Museum of Contemporary Art in Los Angeles zu sehen.

Aus dem fünf Tonnen schweren Bronze-Denkmal für Stonewall Jackson hat die Künstlerin Kara Walker einen Zentauren gemacht: oben Mann, unten Pferd. Allein das Gewicht des Materials erfordert langsame, genaue Arbeit an diesem Erbe. Walker dekonstruiert den Helden-Mythos um Jackson und verwandelt die Reiterstatue als Symbol weißer Vorherrschaft in ein Sinnbild der inneren Zerrissenheit Amerikas. Das Ergebnis: ein Zeugnis unserer Zeit.

Bürger haben Denkmäler errichtet, Bürger haben sie revidiert. Bürger haben eine Demokratie erkämpft und stellen sie womöglich erneut zur Disposition. Auch die Ausstellung im MOCA ist nicht für die Ewigkeit gebaut: Anfang Mai 2026 ist sie vorbei. Über die dort gezeigten Statuen ist viel gesagt und gestritten worden.

Die Ausstellung lädt ein, noch einmal darüber zu reflektieren.

„Shakespeare In Love" 1998 mit Judi Dench als Queen Elizabeth  © imago

Der Mann, der heute noch Judi Denchs Miete zahlt, ist seit mehr als vierhundert Jahren tot. Sein Name: William Shakespeare. Seit ihrer frühesten Kindheit hat er die britische Schauspielerin begleitet:

In der Familie haben wir Texte rezitiert, haben im Auto gesungen, haben immer Texte und Geschichten auswendig gelernt. Es gab natürlich kein Fernsehen.

Judi Dench

Über ihre Liebe zu und ein Leben mit Shakespeare hat die 90-jährige Oscar-Preisträgerin mit dem Schauspieler Brendan O’Hea gesprochen. Die vielen Gespräche sind nun als Buch auch auf deutsch erschienen.

Auf rund 500 Seiten erzählt Dench von mehr als sechs Jahrzehnten auf der Bühne, von Shakespeare-Klassikern wie Sommernachtstraum und Romeo und Julia ebenso wie von weniger bekannten Stücken.

Es ist nicht die Perspektive einer Literaturwissenschaftlerin, der Regie oder einer Historikerin: Judi Denchs Zugang zu Shakespeare ist ein körperlicher. Der Zugang einer Frau, die mit Shakespeare spielt.

Einen erstaunlichen Moment, in dem Dench spontan aus Shakespeare rezitiert, habe ich auf Instagram gepostet – hier sehen Sie den Ausschnitt.

Grace Wales Bonner  © instagram: walesbonner

... Grace Wales Bonner.

Was für ein Paukenschlag bei Hermès: Das französische Traditionshaus hat die 35-jährige Britin Grace Wales Bonner als neue Kreativdirektorin der Männerkollektion verkündet. Die Designerin wird im Januar 2027 ihre erste Show für Hermès präsentieren und tritt die Nachfolge von Véronique Nichanian an, die nach 37 Jahren in den Ruhestand geht.

Und das ist, liebe Herren, nicht nur für Bonner und den Pariser Modekonzern eine sehr gute Nachricht, sondern für die Männermode allgemein.

Freuen Sie sich auf scharfsinnige und überraschende Impulse für eine eklektische Garderobe. Bonner ist maßgeblich verantwortlich für den Siegeszug der Sambas aus dem Hause Adidas, denen sie im Rahmen einer Kollaboration neues Leben eingehaucht hat. Sie kombiniert sportliche Lässigkeit mit adretter, aber nie altbackener Schneiderkunst.

Der Dandy des 21. Jahrhunderts, er wird sich in Hermès by Grace Wales Bonner kleiden – mark my words.

Hermès Männer Fashion Show 2025 - Véronique Nichanian © hermes Met Gala 2025: Lewis Hamilton in einem Anzug von Grace Wales Bonner  © instagram: lewishamilton

Der Club der Optimisten live an Bord der Pioneer Two am 23.10.  © Anne Hufnagl

Mein Kollege Jörg Thadeusz und ich haben wieder zu einem Club der Optimisten auf die Pioneer Two eingeladen.

Gesprochen haben wir über das Oktoberfest und Heidi Klum, die „Stadtbild“-Bemerkung des Kanzlers, Nicolas Sarkozy im Gefängnis, Beatrix von Storch bei Markus Lanz und, natürlich, Donald Trump.

Wir haben diskutiert und gelacht, erzählt und hinterfragt.

Für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es unser Gespräch als Podcast zum Nachhören.

Stadtbilder, Frauen-Frauen und freche Pressesprecher

Der Club der Optimisten mit Alev Doğan und Jörg Thadeusz.

Podcast hören

Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev DoğanJörg Thadeusz.

Podcast

Der 8. Tag

Wer lieber zuschaut, statt zu hören: Hier geht's zum YouTube-Video:

© pioneerAlev Doğan © Anne HufnaglJörg Thadeusz © Anne Hufnagl

Mittwoch um 15 Uhr © pioneer

Was macht die Anziehungskraft von Populismus und Verschwörungsideologien aus? Weshalb wird Vertrauen in einer komplexer werdenden Gesellschaft immer wichtiger während gleichzeitig Misstrauen in breiten Teilen der Bevölkerung zunimmt? Misstrauen, der sich zudem weniger gegen einzelne Menschen, sondern vor allem gegen ganze gesellschaftliche Bereiche wie Wissenschaft und Medien richtet.

Diese Fragen bespreche ich mit dem renommierten Soziologen Prof. Aladin El-Mafaalani bei einem Achten Tag- live. In seinem neuen Buch „Misstrauensgemeinschaft“ analysiert der Professor für Migrations-und Bildungssoziologie El-Mafaalani, welche Ursachen dem wachsenden Misstrauen zu Grunde liegen, welche Dynamiken daraus entstehen und welche Folgen diese für Demokratie und gesellschaftliche Stabilität haben.

Hier geht es zu den Tickets.

Seien Sie dabei und diskutieren mit – wir freuen uns auf Sie!

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche ✨.

Auf sehr, sehr bald.

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer

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