Der 8. Tag – der Newsletter

Ein anderer Hubertus Heil, eine Serienempfehlung und ein paar Schauspieler

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© The Pioneer

Guten Abend,

es ist wieder Montag und die kriegerischen Auseinandersetzungen nehmen zu. Israel, Iran, Gaza, Sudan, die Kashmir-Region, der Jemen – die Liste ließe sich leider noch sehr weit fortführen.

Gestern schaute ich am Abend die aktuelle Folge einer neuen Serie (Alev Approved 👀) und während einer Szene, in der sich alle voneinander zu erholen versuchten lief "People Ain't No Good" von Nick Cave and the Bad Seeds.

People just ain't no good

I think that's well understood

You can see it everywhere you look

People just ain't no good.

Und ich kam nicht umhin, zu denken: Ja, in der Tat sehen wir an sehr vielen Stellen gerade, dass der Mensch viel Negatives über sich und andere bringt.

Lassen Sie uns einander stärken, um – trotz allem – gut in die Woche zu starten.

Wir wollen:

  • Ihnen Schauspieler vorstellen, die sehr bald Mega-Stars werden;

  • Ihnen eine Serie empfehlen

  • und bemerken, dass man ruhig mal bei einer Kunstform bleiben kann.

Doch zunächst wollen wir mit einem Politiker sprechen, den Sie hier vielleicht anders wahrnehmen werden als sonst.

Los geht's.

Alev und Hubertus Heil im Gespräch auf der P1. 

Häusliche Gewalt ist ein Thema, über das die meisten nicht gerne sprechen. Umso ungewöhnlicher ist es, wenn es ein Politiker tut. So wie Hubertus Heil im aktuellen Achten Tag.

Den ehemaligen und zweimaligen Arbeitsminister habe ich eingeladen, um mit ihm nicht über seine Erfolge oder Misserfolge als Minister zu sprechen, sondern über das Danach – über den Moment, in dem Titel und Tagesordnung verschwinden und die Frage bleibt: Wer bin ich ohne das Amt?

Und wir haben, und das ist ungewöhnlich, über seine Kindheit gesprochen. Eine Kindheit, die keine einfache war.

Ein Auszug aus unserem Gespräch:

Wie war Ihre Kindheit?

Hubertus Heil: Eigentlich ganz schön, mit ein paar Brüchen.

Was für Brüche?

Hubertus Heil: Ein Bruch war tatsächlich das Auseinandergehen der Ehe meines Vaters. Sie haben das vorhin anklingen lassen, das ging auch einher mit häuslicher Gewalt und mit der Tatsache, dass mein Vater dann irgendwann weg ist und keinen Unterhalt mehr bezahlt hat. Meine Mutter mit sehr vielen Schulden hat dasitzen lassen. Dann mussten wir aus einem kleinen Ort mit einem kleinen Häuschen raus, in eine eher etwas toughere, heute würde man sagen Plattenbausiedlung.

Hubertus Heil spricht über Kindheit – mit "Brüchen", wie er sagt. © The Pioneer

Was bleibt eigentlich vom Menschen, wenn das Amt vergeht, frage ich mich häufig. Vielleicht liegt es in der Natur des politischen Systems, dass der Mensch im Politiker vor allem dann sichtbar wird, wenn er aus seiner Funktion zurücktritt.

Im Achten Tag werfen wir einen anderen Blick, schauen aus anderen Perspektiven auf Themen und Menschen. Wir wollen ein Thema neu oder anders kennenlernen, einen Menschen, zu dem wir bereits eine Meinung haben, anders hören, anders sehen.

Das klappt nicht mit jedem Politiker. Mit Hubertus Heil hat es funktioniert.

„Selbst stabile Charakter drehen hier manchmal ab”

Politiker Hubertus Heil über Höhenrausch, die Berliner Blase und häusliche Gewalt in seiner Kindheit

Podcast hören

Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev Doğan.

Podcast

Der 8. Tag

Adrien Brody bei der Eröffnung seiner Kunstausstellung "Made in America". © Imago

Mit Adrien Brody können sich nur wenige Schauspieler messen. Er hat in großen Wes Anderson Filmen, Roman Polanskis Der Pianist und in der HBO-Serie Succession Hauptrollen gespielt und ist in diesem Jahr für Der Brutalist mit einem Oscar (sein zweiter) und einem Golden Globe ausgezeichnet worden.

Das ist Brody offenbar nicht genug: Er malt auch.

There were years that I was pretty much putting down acting and looking to paint primarily.

Adrien Brody im Interview Magazine

Die Ausstellung von Adrien Brody in der "Eden Gallery". © instagram: @commuter.ny, @hellmannsam

Er malt, sprüht und druckt Marilyn Monroe, US-Werbeslogans sowie Micky Maus und Donald Duck auf Graffiti-Grund und reiht sich damit ästhetisch unter Andy Warhol, Basquiat und Banksy ein – oder besser: Er versucht es. Brody macht in seiner bildenden Kunst nach, was längst geschaffen ist – das deutet schon der Titel seiner gerade eröffneten Ausstellung in New York an: Made in America.

Über seine Werke sagt er, dass er darin all die Einflüsse der US-Kultur und die vielen Einflüsse, unter denen er als New Yorker in Queens aufgewachsen ist, verarbeitet. Das Ergebnis ist ein bedeutungsüberladener, verkitschter Werk-Cocktail.

Und so ein bisschen wundert es einen auch nicht – bei den bedeutungsschwangeren, selbstberauschten Reden, die er hält, wenn ihm seine Preise überreicht werden.

Es gibt viel gute Kunst auf dieser Welt, die von Brody gehört nicht dazu – also zumindest seine malerische nicht. Die Schauspielerei, dabei sollte er bleiben.

Tom Hardy (Mitte) als Harry Da Souza in "Mobland". © Pitcure Alliance

Es gibt mehrere Gründe, weshalb ich Ihnen raten möchte, Mobland zu schauen. Da ist zum einen Pierce Brosnan, der geradezu erschöpft von seinem Erfolg als britischer Gangster-Pate die nächsten Schritte für sein Imperium plant und – anders als seine Ehefrau – immer wieder überrascht wird von den Dingen, die seine Kinder und Enkel so treiben.

Da ist erwähnte Ehefrau, gespielt von der wahnsinnig tollen Helen Mirren, die eigentlich über das Tun des Familienclans entscheidet. Da ist der herrlich übertriebene irische Akzent. Das hemmungslos zur Schau gestellte Unmoralische.

Und, natürlich, ist da Tom Hardy. Tom Hardy, der britische Schauspieler, der ein paar mal zu häufig substanzlose Actionhelden gespielt hat, aber eigentlich – merken Sie sich meine Worte – eigentlich ein begnadeter Schauspieler ist. Ansätze davon sieht man auch in dieser Serie wieder, wobei seine besten Szenen jene sind, in denen er nicht viel sagt.

Mobland dreht sich also um einen irischen Clan in London, der auf der Schwelle zwischen Expansion und Implosion steht. Alltag sind die für Mafia-Familien üblichen Querelen, Intrigen, Morde und immer zu falschen Zeitpunkten auftauchende Verwandte. Zehn Folgen, ab sofort auf Paramount+.

Die jungen Darsteller der neuen Harry Potter-Serie: Arabella, Dominic und Alastair  © Pitcure Alliance

... den Darstellern der neuen Harry Potter-Serie.

Stück für Stück wird der Vorhang für den Cast der neuen Harry Potter-Serie gelüftet. Es entfaltet sich eine Besetzung, dich sich zusammenstellt aus unbekannten Gesichtern und preisgekrönten Schauspielerinnen und Schauspielern. Ein paar davon, schauen wir uns genauer an:

Das Kinder-Zauberer-Trio Harry Potter, Hermine Granger und Ronald Weasley wird gespielt von Dominic McLaughlin, Arabella Stanton und Alastair Stout.

Der ungeschliffene Diamant im Trio: Alastair Stout hatte bislang keine nennenswerten Rollen. Achten Sie also auf Ron, er könnte die große Überraschung der Serie werden.

Arabella Stanton wurde bereits als Matilda am West End Cambridge Theatre gefeiert – mit erstaunlicher Bühnenpräsenz und dem seltenen Talent, gleichzeitig neunmalklug und herzensgut zu wirken.

Dominic McLaughlin spielte unter anderem die Titelrolle in einer gefeierten Macbeth-Produktion am Edinburgh Lyceum Theatre.

Wird den Fiesling Draco Malfoy verkörpern: Lox Pratt © Insight Mangament & Production

Und dann ist da der relativ unerfahrene Lox Pratt, der als Draco Malfoy der Gegenspieler des Trios und damit eine entscheidende Rolle einnehmen wird. Sein Charakter kam in den Filmen bisher viel zu kurz. Und wir alle wissen, dass der Antiheld häufig noch wichtiger ist als die Hauptperson. Flankiert werden die Jung-Schauspieler – alle übrigens geboren, nachdem der letzte Harry Potter-Film erschienen ist – von einigen Schauspiel-Schwergewichten: John Lithgow und Janet McTeer.

Das neue Lehrerduo: John Lithow und Janet McTeer. © Imago

Der sechsfache Emmy-Gewinner und Grandseigneur des Charakterschauspiels, John Lithgow, muss Weisheit, Witz und ein warmes Funkeln in seine Rolle einbringen – als Schulleiter Albus Dumbledore.

Janet McTeer, Oscar- und Tony-nominiert, wird der kultigen Lehrerin Minerva McGonagall jene seltene Mischung aus kühler Autorität und versteckter Zuneigung geben müssen, die einst Dame Maggie Smith so perfektionierte.

Der grimmige Hausmeister der Schule für Hexerei und Zauberei Argus Filch wird gespielt von Paul Whitehouse. Als langjähriger Sketch- und Comedy-Star gewann Whitehouse fünf Baftas. Seit Jahrzehnten zeigt er, wie gut er mürrische, leicht groteske Figuren kann.

Paul Whitehouse bei der Premiere von "King Of Thieves" © Imago

Der Cast ist jung, formbar, lernwillig – aber flankiert von erfahrenen Charakterdarstellern mit internationaler Reputation.

Ihnen allen steht die Zeit ihres Lebens und der Höhe- oder Wendepunkt ihrer Karrieren bevor.

Felix Felicis.

Mit einem Klick auf das Bild gelangen Sie zu den Tickets. 

Das wird ein sehr besonderer, ein nachdenklich-humorvoller Nachmittag und ich freue mich sehr, wenn Sie dabei sind: Hubertus Meyer-Burckhardt kommt zu uns an Bord und sinniert mit mir über die Fragen:

Wann haben die Deutschen eigentlich ihre Leichtigkeit verloren? Hatten sie je welche? Oder verbietet sich die Frage nach Lebensfreude und Zuversicht ohnehin – angesichts der Kriege und Krisen, in denen sich die Welt befindet? Gerade jetzt, glaubt Hubertus, brauche es Menschen, die anders sind – stark, mutig und unangepasst. So wie seine Großmutter Christine Elise Wilhelmine Vollbrecht, geboren im Mai 1898. "Es mag sein, dass es zwischen ihrer Lust zu leben einerseits und den beiden Kriegen andererseits, die ihre Welt zweimal zerstörten, einen Zusammenhang gibt", glaubt er.

Was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen, dass es kaum mehr Menschen „alten Kalibers“ gibt? Und stimmt die These, dass es erstmals die bürgerliche Linke sei, die gesellschaftliche Vernunfts-Kontrolle ausübt? Über diese Fragen und mehr diskutiere ich mit ihm – diskutieren Sie mit uns. Am Samstag, 5. Juli, ab 16 Uhr in Berlin. Ich freue mich auf Sie!

Dämliche Studenten?

Sind Studenten faul und ignorant? Über kritisches Denken, Erziehung und das richtige Studium.

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Veröffentlicht von Pia von Wersebe.

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Ein neues Buch mit dem Titel „Akadämlich“ sorgt für Aufruhr. Darin macht die Wirtschaftsrecht-Professorin Zümrüt Gülbay-Peischard ihrem Ärger über die Studenten an den Hochschulen und Universitäten Luft.

Kaum ein Satz ohne Rechtschreibfehler, aber am liebsten morgen schon einen gut bezahlten Job in der freien Wirtschaft.

Studenten seien zunehmend faul, unorganisiert, arrogant – und „beuten dadurch nicht nur ein fast kostenloses Bildungssystem aus“, sondern verspielten auch ihre eigene Zukunft – an die sie hohe Ansprüche hegten. Ausnahmen seien sehr selten, sagt sie.

Prof. Zümrüt Gülbay-Peischard © Die Hoffotografen GmbH

Meine Kollegin Pia v. Wersebe hat Prof. Gülbay-Peischard zum Interview getroffen und dieses Urteil reflektiert: Was hat Gülbay-Peischard mit Studenten erlebt? Wie erklärt sie sich dieses Verhalten? Welche Rolle spielen Eltern in diesem Kontext? Und könnte es sein, dass sie ein kleines bisschen übertreibt?

Hier geht’s zum Interview.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche .

Auf sehr, sehr bald.

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer

Redaktionelle Mitarbeit: Lorenz Lanig, Pia v. Wersebe, Friederike Jost.

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