Es ist das große Thomas-Mann-Jahr: Gleich zwei Jubiläen bieten Anlass, dem Literaturnobelpreisträger die Ehre zu erweisen. Vor zwei Monaten wäre er 150 Jahre alt geworden, heute ist sein 70. Todestag.
Thomas Mann © picture allianceDie Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull werden zwar selten in einem Atemzug mit den Monumenten Buddenbrooks oder Der Zauberberg genannt, haben es aber zum Leserliebling gebracht. Mann begann die Erzählung 1910 und vollendete den ersten Teil erst kurz vor seinem Tod – bewusst kleiner im Ton, leichter in der Gangart. Oder wie Literaturkritiker Denis Scheck es im Interview mit The Pioneer ausdrückte:
Marc Oliver Schulze und Sina Martens während der Fotoprobe zu „Felix Krull – Stunde der Hochstapler“ im Berliner Ensemble, 14.8.2019 © ImagoManchmal hat man Lust auf einen Spaziergang, manchmal auf eine Achttausender-Besteigung. Man muss nicht mit dem Mount Everest, dem Zauberberg, anfangen.
Felix Krull zeigt Züge, die wir heute dem Narzissmus zurechnen würden: Er hält sich für ein auserwähltes Glückskind und die Welt für seine Bühne. Er liebt die Welt und die Welt liebt ihn – so steigt der Sohn eines bankrotten Schaumweinfabrikanten in die höchsten Kreise der Gesellschaft auf.
Autor Thomas Mann mit einem Plattenspieler im Jahr 1924 © dpaVielleicht meinte Thomas Mann damit auch ein wenig sich selbst. In eine wohlhabende hanseatische Kaufmannsfamilie geboren, wurde er schon zu Lebzeiten zum internationalen Ruhm getragen und verkehrte in der internationalen High Society. Aus dem amerikanischen Exil schrieb er an einen Freund:
Ich bin eben gnädig geführt worden von einem Schicksal, das es zwar streng, darunter aber immer grund-freundlich mit mir meinte.