Raus aus der Dauerkrise: Die Prognosen der deutschen Wirtschaftsinstitute haben sich erst von den Rekord-Negativmeldungen verabschiedet und liefern jetzt sogar Wachstumsprognosen.
Das Ifo-Institut hat für 2026 seine Konjunkturprognose deutlich erhöht. Das Bruttoinlandsprodukt könnte demnach um 1,5 Prozent zulegen – also fast doppelt so viel wie die ursprünglich angenommenen 0,8 Prozent.
Ein Grund: Das angekündigte Wachstumspaket der neuen Bundesregierung. Den Effekt der Ausgabenerhöhungen, Steuersenkungen und Investitionen – also das, was der Staat zusätzlich ausgibt oder der Wirtschaft an Belastung erspart – schätzen die Münchner Ökonomen auf
zehn Milliarden Euro in diesem Jahr,
57 Milliarden Euro im kommenden Jahr.
Schwarz-roter Optimismustreiber: Erwartet wird, dass die neue Bundesregierung ihre im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen umsetzt. Dazu zählen:
steuerliche Anreize wie beschleunigte Abschreibungen,
die Senkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie,
eine Reduzierung der Stromsteuer,
weniger Netzentgelte
sowie eine höhere Pendlerpauschale.
Bessere Aussichten für 2025: Auch die Prognose für dieses Jahr wurde leicht angehoben – von 0,2 auf 0,3 Prozent. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagte dazu:
Die Krise der deutschen Wirtschaft hat im Winterhalbjahr ihren Tiefpunkt erreicht.
Hoffnungsvoll, aber nicht naiv: Der Aufschwung ist auch getragen von vorgezogenen Exporten in die USA, bevor Donald Trumps Zollpause endet. Trotz günstiger Rahmenbedingungen mit niedriger Inflation, steigenden Realeinkommen und niedriger Arbeitslosigkeit, blieb Konsumnachfrage verhalten.
Grundvoraussetzung: Die Prognose basiert zu einem guten Teil auf der Annahme, dass der Handelskonflikt mit den USA ein gutes Ende nehmen wird. Wollmershäuser dazu:
Der zunehmende Optimismus speist sich vermutlich auch aus der Hoffnung, dass mit der neuen Koalition der wirtschaftspolitische Stillstand endet und es im Handelsstreit mit den USA zu einer Einigung kommen wird.
Einfuhrzölle auf dem derzeitigen Niveau würden das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um 0,1 Prozentpunkte senken – 2026 sogar um 0,3 Prozentpunkte.
Zustimmung aus dem Norden: Auch das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) hat seine Prognose für das kommende Jahr angehoben – um einen Zehntelprozentpunkt auf 1,6 Prozent. Für das laufende Jahr erhöhten die Ökonomen ihre Vorhersage von 0,0 auf ebenfalls 0,3 Prozent. IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths erklärte:
Die Frühindikatoren bestätigen unsere Einschätzung, dass die Industrie nach zweijähriger Talfahrt nun – auf niedrigem Niveau – ihren Boden gefunden hat.