Es geht bergab: Die deutsche Industrieproduktion sinkt immer weiter – wie gerade das Statistische Bundesamt für August mitteilte. Saison- und kalenderbereinigt büßte vor allem die Autoproduktion 18,5 Prozent im Vergleich zum Juli ein. Fast um ein Fünftel.
Großes Minus auch im Maschinenbau (-6,2 Prozent) und in der Pharmaindustrie (-10,3 Prozent).
Der Trend: Seit 2018 gibt es in der Industrie einen Abschwung.
20 Jahre zurück: Die Industrieproduktion ist auf das Niveau von 2005 zurückgefallen. Zwar gab es mit der Weltwirtschaftskrise und Corona-Krise zwei externe Ereignisse, wo man viel verloren und danach wieder aufgeholt hat.
Aber in der Summe ist man wieder beim Niveau von 2005 gelandet. Damals war Gerhard Schröder noch Kanzler, das deutsche Sommermärchen lag noch ein Jahr voraus, Deutschland hatte noch 17 Kernkraftwerke, und Johannes Paul II starb und ein Deutscher wurde Papst.
Als wäre 20 Jahre nichts passiert. Es ist das letzte Alarmzeichen dafür, dass es der deutschen Wirtschaft wirklich schlecht geht.
Eine Infografik mit dem Titel: Industrieproduktion auf dem Stand vor 20 Jahren
Produktionsindex im produzierenden Gewerbe (kalender- und saisonbereinigt)
Ökonomen sagen nun: Es muss etwas passieren.
Ifo-Chef Clemens Fuest sagt The Pioneer:
Ifo-Präsident Clemens Fuest © dpaDeutschland erlebt einen massiven Verfall der Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Standorts.
Und fordert:
Notwendig wäre eine umfassende Agenda zur Stärkung der Wachstums- und Innovationskräfte, die tief greifende Reformen beinhaltet.
Ergänzt aber: Leider sei davon nichts zu sehen.
Der Chef der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Thorsten Alsleben, geht noch weiter. Und ist um Deutschland insgesamt besorgt:
Wir brauchen einen neuen Agenda- oder Zeitenwendemoment, sonst bricht alles zusammen: die Wirtschaft, der gesellschaftliche Zusammenhalt und auch die Parteien der Mitte.
Der Leiter des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien, hingegen ordnet die neuesten Daten etwas anders ein:
Der Rückgang im August ist in erster Linie auf die späte Lage der Werksferien in der Automobilindustrie zurückzuführen.
Aber auch er mahnt: „Der Industrie geht es schlecht und die Probleme werden noch eine Zeit anhalten.“
Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) © imagoFür eine notwendige Reform empfiehlt er den europäischen Aufschlag:
Um die Industrie gegen die Folgen der globalen Verschiebungen zu schützen, ist zudem eine umfassende Industriepolitik in Europa sinnvoll – etwas, was die Koalition bislang nicht anvisiert hat.