Nackt ist Pflicht: Das gilt in diesem Sommer an zwei Abenden im Stuttgarter „Haus der Geschichte“. Zutritt zu den Führungen für die aktuelle Sonderausstellung hat nur, wer sich bis auf die Schuhe auszieht. Die Aktion greift das Thema der Ausstellung auf: „Frei Schwimmen“ heißt sie und will zeigen, warum das Schwimmbecken ein politischer Ort ist.
Die „Frei Schwimmen“-Ausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg © Haus der Geschichte Baden-Württemberg„Im Becken spiegelt sich die Gesellschaft. Unterschiedlichste Menschen mit verschiedenen Lebensstilen und Moralvorstellungen begegnen sich in öffentlichen Bädern“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. Besonders zeige sich das in Themen wie Nacktbaden und Freikörperkultur, wenn Körper sowie ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede ins Spiel kommen. Wenn alle Hüllen fallen, so die These, ist kein Platz mehr für äußerliche Statussymbole. Und Hierarchien, die sonst gelten, treten in den Hintergrund.
Die „Frei Schwimmen“-Ausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg © Haus der Geschichte Baden-WürttembergOb man, um diesen Punkt zu machen, gleich den Museumsbesuch selbst nackt begehen muss, sei einmal dahingestellt. Dass Baden und die damit verbundene Nacktheit seit jeher ein verbindendes Element im menschlichen Miteinander sind, zeigt ein Blick in die Geschichte.
Schon die Römer kultivierten das öffentliche Bad als Treffpunkt für Menschen unterschiedlichster gesellschaftlicher Stellung: zum Plaudern, Verhandeln, Geschäfte machen. Selbst in den entlegensten Provinzen nördlich der Alpen errichteten sie kleine Thermen, wie Ausgrabungen belegen.
Vom Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert trafen sich die Dorfbewohner in der Badestube, um sich zu waschen, kleine medizinische Eingriffe vornehmen zu lassen und in der ungezwungenen Atmosphäre des Dampfbades Neuigkeiten auszutauschen.
Eine Aktivität, die der Verein „GetNaked e.V.“ anbietet: Nacktwandern. © GetNaked e.V.„Nackt sind wir alle gleich!“, heißt es auf der Website des Vereins „GetNaked e.V.“, der die Aktion im „Haus der Geschichte“ mit organisiert. Er bietet auch Nacktwanderungen und Nacktgärtnern an, damit die Mitglieder nicht nur miteinander verbunden, sondern auch – so wörtlich – „nacktiv“ bleiben.