Berichterstattung

Vertrauen in deutsche Medien steigt – aber nicht uneingeschränkt

Lea-Katharina Krause
13.05.2025
© Imago
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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Deutsche bringen Medien wieder mehr Vertrauen entgegen – allerdings nicht uneingeschränkt.

Eine Studie von Infratest dimap im Auftrag des WDR zeigt:

  • 83 Prozent der Deutschen bewerten die Qualität des Informationsangebots in Deutschland als „gut“ oder „sehr gut“ – drei Prozent mehr als noch bei der letzten Befragung im November 2023.

  • 61 Prozent der Bevölkerung halten die Informationen in den deutschen Medien für „eher“ oder sogar „sehr glaubwürdig“ – ein Zuwachs von fünf Prozent.

Eine Infografik mit dem Titel: Glaubwürdigkeit der Medien

Für wie glaubwürdig halten Sie die Informationen in den deutschen Medien? Antworten in Prozent*

Es zeigt sich allerdings, dass das Vertrauen insbesondere öffentlich-rechtliche Medien, Tageszeitungen und qualitative Internetangebote genießen – im Gegensatz zu sozialen Medien. Das hat laut Jörg Schönenborn, WDR-Programmdirektor und Schirmherr der Studie, seinen Grund. Er sagt The Pioneer:

Gerade in den sozialen Medien haben Verzerrung, Verdrehung und Fälschung auf vielen Kanälen zugenommen.

Das rächt sich: Bei Fragen der Glaubwürdigkeit oder Ausgewogenheit landet die Plattform TikTok in der Befragung durchgängig auf dem letzten Platz. Bei anderen sozialen Medien sieht es nicht sehr viel besser aus – auch bei jungen Menschen, die die Plattformen vermehrt nutzen.

Eine Infografik mit dem Titel: Vertrauen: ÖRR vorn, Youtube hinten

Anteil der Befragten, die die Qualität der Berichterstattung über aktuelle Berichterstattung positiv bewerten, in Prozent pro Medium

Schönenborn sieht darin ein positives Zeichen:

Das zeigt: Wir haben ganz überwiegend ein aufgeklärtes Publikum, das unterscheiden kann und genau hinschaut.

Corona-Pandemie, Künstliche Intelligenz, Verschwörungstheorien: Inzwischen sind sich also mehr Menschen über die Gefahren von Desinformation und Fake News bewusst. Allerdings ist Medienvertrauen stark von der Parteipräferenz abhängig:

Die Polarisierung der Gesellschaft spiegelt sich fast eins zu eins darin, wie Menschen auf Medien blicken. Wer radikal oder extrem wählt, hält die großen Medien nicht für ausgewogen.

  • AfD: 73 Prozent der Wähler halten deutsche Medien für gar nicht oder weniger glaubwürdig – 24 Prozent schon.

  • BSW: Beim BSW sind 59 Prozent skeptisch – 40 Prozent vertrauen in Medien.

  • Die Linke: 68 Prozent der Links-Wähler hält deutsche Medien für vertrauenswürdig – 31 Prozent nicht.

  • SPD: 78 Prozent der Wähler vertrauen in Medien – 21 Prozent weniger oder gar nicht.

  • Union: Wähler von CDU und CSU halten Medien zu 81 Prozent für sehr oder eher glaubwürdig – 19 Prozent sind anderer Meinung.

  • Bündnis 90/Die Grünen: Die Wählerschaft hat mit 86 Prozent das höchste Medienvertrauen – 12 Prozent sind nicht überzeugt.

Fazit: Vertrauen kriegt man nicht geschenkt, man muss es sich verdienen. Weiterhin glauben 40 Prozent der Deutschen, Medien würde von Staat und Regierung vorgegeben, worüber sie zu berichten haben – das gilt insbesondere für öffentlich-rechtliche Medien. Daraus ergibt sich laut Schönenborn ein Auftrag:

Wir Öffentlich-Rechtliche müssen den Kontakt zu diesen Gruppen intensivieren, denn es ist ausdrücklich unser gesetzlicher Auftrag, alle zu erreichen.

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