Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Deutsche bringen Medien wieder mehr Vertrauen entgegen – allerdings nicht uneingeschränkt.
Eine Studie von Infratest dimap im Auftrag des WDR zeigt:
83 Prozent der Deutschen bewerten die Qualität des Informationsangebots in Deutschland als „gut“ oder „sehr gut“ – drei Prozent mehr als noch bei der letzten Befragung im November 2023.
61 Prozent der Bevölkerung halten die Informationen in den deutschen Medien für „eher“ oder sogar „sehr glaubwürdig“ – ein Zuwachs von fünf Prozent.
Eine Infografik mit dem Titel: Glaubwürdigkeit der Medien
Für wie glaubwürdig halten Sie die Informationen in den deutschen Medien? Antworten in Prozent*
Es zeigt sich allerdings, dass das Vertrauen insbesondere öffentlich-rechtliche Medien, Tageszeitungen und qualitative Internetangebote genießen – im Gegensatz zu sozialen Medien. Das hat laut Jörg Schönenborn, WDR-Programmdirektor und Schirmherr der Studie, seinen Grund. Er sagt The Pioneer:
Gerade in den sozialen Medien haben Verzerrung, Verdrehung und Fälschung auf vielen Kanälen zugenommen.
Das rächt sich: Bei Fragen der Glaubwürdigkeit oder Ausgewogenheit landet die Plattform TikTok in der Befragung durchgängig auf dem letzten Platz. Bei anderen sozialen Medien sieht es nicht sehr viel besser aus – auch bei jungen Menschen, die die Plattformen vermehrt nutzen.
Eine Infografik mit dem Titel: Vertrauen: ÖRR vorn, Youtube hinten
Anteil der Befragten, die die Qualität der Berichterstattung über aktuelle Berichterstattung positiv bewerten, in Prozent pro Medium
Schönenborn sieht darin ein positives Zeichen:
Das zeigt: Wir haben ganz überwiegend ein aufgeklärtes Publikum, das unterscheiden kann und genau hinschaut.
Corona-Pandemie, Künstliche Intelligenz, Verschwörungstheorien: Inzwischen sind sich also mehr Menschen über die Gefahren von Desinformation und Fake News bewusst. Allerdings ist Medienvertrauen stark von der Parteipräferenz abhängig:
Die Polarisierung der Gesellschaft spiegelt sich fast eins zu eins darin, wie Menschen auf Medien blicken. Wer radikal oder extrem wählt, hält die großen Medien nicht für ausgewogen.
AfD: 73 Prozent der Wähler halten deutsche Medien für gar nicht oder weniger glaubwürdig – 24 Prozent schon.
BSW: Beim BSW sind 59 Prozent skeptisch – 40 Prozent vertrauen in Medien.
Die Linke: 68 Prozent der Links-Wähler hält deutsche Medien für vertrauenswürdig – 31 Prozent nicht.
SPD: 78 Prozent der Wähler vertrauen in Medien – 21 Prozent weniger oder gar nicht.
Union: Wähler von CDU und CSU halten Medien zu 81 Prozent für sehr oder eher glaubwürdig – 19 Prozent sind anderer Meinung.
Bündnis 90/Die Grünen: Die Wählerschaft hat mit 86 Prozent das höchste Medienvertrauen – 12 Prozent sind nicht überzeugt.
Fazit: Vertrauen kriegt man nicht geschenkt, man muss es sich verdienen. Weiterhin glauben 40 Prozent der Deutschen, Medien würde von Staat und Regierung vorgegeben, worüber sie zu berichten haben – das gilt insbesondere für öffentlich-rechtliche Medien. Daraus ergibt sich laut Schönenborn ein Auftrag:
Wir Öffentlich-Rechtliche müssen den Kontakt zu diesen Gruppen intensivieren, denn es ist ausdrücklich unser gesetzlicher Auftrag, alle zu erreichen.