Der 8. Tag – der Newsletter

Anke Engelke im Gespräch. Außerdem: Politische Kommunikation und Adidas

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© The Pioneer

Guten Abend,

es ist wieder Montag, eine neue Woche steht an.

Wir wollen heute

  • einem Mann gratulieren, der lustvoll gegen Donald Trump kommuniziert,

  • Adi Dasslers 125. Geburtstag feiern

  • und einen Bildband über Margot Friedländer empfehlen.

Doch zunächst sprechen wir mit einer Frau, die Sie alle kennen und vielleicht auch schätzen.

Los geht's.

Anke Engelke  © dpa

Was, wenn man sich in einer Beziehung nichts mehr zu sagen hat? Wenn die Kinder längst ausgezogen sind, der Ehepartner in den Ruhestand geht und man als Paar plötzlich auf sich zurückgeworfen einander anschaut und nichts mehr spürt?

Tja, dann wird es kompliziert. Wie kompliziert, das habe ich mit Anke Engelke besprochen. In ihrem neuen Kinofilm „Dann passiert das Leben“ spielen Ulrich Tukur und sie ein Paar in einer äußerst schwierigen Lebensphase.

Anke Engelke und Ulrich Tukur  © dpa

Ich habe die vielfach prämierte Schauspielerin getroffen und mit ihr über die Schwere und Leichtigkeit des Lebens gesprochen. Über Selbsterkenntnis und Selbstzweifel, Stille und Sprachlosigkeit, über Angstfreiheit auf der Bühne und Scheu vor Aufmerksamkeit.

Es ist gut zu wissen, was ich kann, und noch besser, was ich nicht kann. Das ist bei Prominenz ein bisschen gefährlich. Denn Erfolg macht ja nicht kaputt, Prominenz macht kaputt.

Ich kann Stille sehr gut ertragen. Was damit zusammenhängt, dass mein Beruf sehr laut ist.

Was sie in ihrer Arbeit antreibt:

Ich möchte verzaubern.

Hier können Sie einen kurzen Ausschnitt unserer Gesprächs als Video sehen.

Und hier geht's zum Podcast. Ich freue mich, wenn Sie den Achten Tag mit Anke Engelke hören.

Zusammen mit Anke Engelke und meinen Pioneer-Kollegen Friederike Jost und Milan Rottinger  © Privat

Adidas Firmengründer Adolf Dassler 1972 © imago

Am Anfang war eine Waschküche. Herzogenaurach, 1920er Jahre. Zwei Brüder, eine Idee: Schuhe, die schneller machen.

Was als handwerkliches Experiment von Adi Dassler begann, ist heute eine globale Stilformel. Wenige Marken erzählen die Geschichte von Sport, Popkultur und Mode so eng verwoben wie Adidas.

Adi Dassler war kein Designer im heutigen Sinn, sondern ein Ingenieur des Alltags. Er dachte funktional – und schuf damit unbeabsichtigt Ikonen.

Der Samba (1949), ein Sportschuh ursprünglich für vereiste oder rutschige Spielfelder gedacht, ist heute Streetstyle-Symbol.

Kate Moss mit Adidas Gazelle 1993 © 90sanxiety

Der Gazelle (1966) wurde vom Trainingsschuh spätestens in den 90er-Jahren zum Kultstatus an den Füßen von Kate Moss und Oasis. Und da die 90er Jahre stilistisch schon längst zurück sind, sind es mit ihnen auch die Sneaker. In diesem Jahr widmete allein die Vogue der Marke zehn Artikel – über Jogginghosen, Retro-Trends, Sneaker-Revivals.

2024 produzierte Adidas etwa 420 Millionen Paar Schuhe, beschäftigt rund 62.000 Mitarbeiter in über 160 Ländern und erwirtschaftete einen Umsatz von 23,7 Milliarden Euro – den höchsten seit fünf Jahren. Das operative Ergebnis: 1,3 Milliarden Euro Gewinn.

Adi Dassler kam heute vor 125 Jahren auf die Welt – und hat den Stil einer ganzen Epoche geprägt.

Mit Margot Friedländer auf der Margot Friedländer Preisverleihung 2024  © privat

Margot Friedländer gehört zu den beeindruckendsten Stimmen der Geschichte.

Als Überlebende der Schoah hat sie ihr Leben dem Erinnern, dem Dialog mit jungen Menschen und dem Eintreten für Menschlichkeit und Toleranz gewidmet. Als Mensch hat sie jede und jeden in ihrem Umfeld durch ihre Stärke und Güte inspiriert. Auch mich.

Margot Friedländer beim Bundespresseball am 4. April – eines ihrer letzten öffentlichen Auftritte  © Markus Hurek

Nun naht, was ihre engen Begleiter als 103 + 1 bezeichnen: der erste Geburtstag nach ihrem Tod am 9. Mai vergangenen Jahres.

Zu ihrem 104. Geburtstag am Mittwoch, 5. November, erinnert eine berührende Hommage an das Leben dieser außergewöhnlichen Frau: Margot Friedländer. Eine Stimme für das Leben. Mit Fotografien von Markus C. Hurek und einem Vorwort von Igor Levit.

Ein besonderer Moment mit Margot Friedländer an ihrem 103. Geburtstag  © privat

Gavin Newsom © imago

Gavin Newsom.

Nachdem wir im Achten Tag mit Peter Modler darüber nachgedacht haben, wie man mit Ignoranten spricht, darf ich Ihnen eine formvollendete Umsetzung dieser Strategie zeigen. Die Theorie am lebenden Objekt, sozusagen.

Darf ich Ihnen vorstellen: Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom.

Er begegnet den manchmal skurrilen, häufig irritierenden, selten konventionellen Botschaften des Präsidenten nicht mit komplizierten, faktischen Argumenten, sondern: auf dem gleichen Niveau.

Gavin Newsoms „Patriot Shop" © Instagram: Gavin Newsom

In seinem Fanshop, dem sogenannten Patrioten-Shop kann man unter anderem bestellen:

  • eine MAGA-rote Kappe mit der Aufschrift „Newsom was right about everything“ (dt.: Newsom hatte in allem Recht)

  • ein Muskelshirt mit Aufdruck „Trump is not hot“ (dt.: Trump ist nicht heiß)

  • ein T-Shirt mit einem Bild, auf dem Newsom heilig gesprochen wird

  • eine Bibel.

Auf den sozialen Medien parodiert er Trumps Duktus, indem zurückbrüllt, in Großbuchstaben. Gestern schreibt seine Pressestelle auf X:

„Ich, GAVIN C. NEWSOM, gratuliere den LA Dodgers zum Gewinn der World Series!! TOLLES TEAM, TOLLE STADT, TOLLER BUNDESSTAAT, TOLLER GOUVERNEUR. (VIELE SAGEN, OHNE MICH HÄTTEN SIE DAS NICHT GESCHAFFT.) SIE WERDEN NICHT IN GRANDPAS WEISSES HAUS KOMMEN, DENN SIEGER BESUCHEN KEINE VERLIERER. (TRAURIG. NICHT TRAURIG!)“

Newsom stammt in vierter Generation aus San Francisco, wo er von 2004 bis 2011 das Amt des Bürgermeisters innehatte. Er hat vier noch nicht volljährige Kinder und war vor seiner politischen Karriere als Unternehmer tätig. Und er ist einer der wenigen Demokraten, die sich nun aus der Schockstarre gerührt haben. Sichtlich lustvoll spielt er von niedrig bis hoch auf der Klaviatur der politischen Kommunikation.

Und der Kommunikation folgen Ergebnisse: Seitdem die Republikaner darauf drängen, in mehreren US-Staaten Wahlkreise neu einzuteilen und sich so zusätzliche Sitze im US-Repräsentantenhaus zu sichern, möchte Newsom die Kalifornier darüber entscheiden lassen, das Gleiche zu tun. Wenn man die kalifornischen Wahlkreise entsprechend zuschneiden würde, könnten die Demokraten fünf Mandate dazugewinnen.

Die Strategie scheint Früchte zu tragen: Laut einer Studie von Yahoo/YouGov hat Newsom derzeit mehr Chancen als Trump und US-Vizepräsident JD Vance die nächste Präsidentschaftswahl zu gewinnen: 49 Prozent der Befragten gaben an, ihre Stimme Newsom zu geben, wenn die Präsidentschaftswahlen heute stattfinden würden. Zum Vergleich: 41 Prozent meinten, sie würden Trump wählen, ebenfalls 41 Prozent nannten Vance.

Mittwoch um 15 Uhr © pioneer

Wenn Sie am Mittwoch noch nichts vorhaben, besuchen Sie uns an Bord der Pioneer Two.

Zu Gast ist der renommierte Soziologe Prof. Aladin El-Mafaalani. Gemeinsam sprechen wir über sein neues Buch „Misstrauensgemeinschaft“ in dem er aufzeigt, welche Ursachen dem wachsenden Misstrauen zugrunde liegen, welche Dynamiken daraus entstehen und welche Folgen diese für Demokratie und gesellschaftliche Stabilität haben.

Hier gehts zu den Tickets.

Seien Sie dabei und diskutieren mit – wir freuen uns auf Sie!

„Begründelei ist demokratiefeindlich“

Kommunikationsexperte Peter Modler über den Umgang mit ignoranten Menschen.

Artikel lesen

Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev Doğan.

Artikel

Der 8. Tag

Wie man mit jemandem spricht, der ganz anders denkt als man selbst, aber eben nicht nur anders denkt, sondern vor allem auch anders argumentiert, das beschäftigt nicht nur Journalisten und Politiker. Die Frage drängt sich in Familien, an den Abendessenstisch, in Freundschaften.

In diesem Achten Tag spreche ich mit dem Unternehmensberater und Autor Peter Modler darüber, wie man mit Ignoranten spricht. Sowohl mit denen, die aus dem Elfenbeinturm herunterbeten, wie die Welt funktioniert, als auch mit jenen, die gar nicht reden wollen.

„Ohne Weimarer Republik kein Hitler“

Historiker Götz Aly über Verführung, Zustimmung und das System NS-Staat.

Podcast hören

Veröffentlicht in The Pioneer Briefing Business Class Edition von Gabor Steingart.

Podcast

The Pioneer Briefing

Wie konnte ein Volk im Dritten Reich zu Mittätern werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt des neuen Buches „Wie konnte das geschehen“ von Götz Aly, einem der profiliertesten Historiker unserer Zeit, und im Zentrum dieses Gesprächs mit Gabor Steingart.

In diesem Podcast erklärt Aly, warum nicht nur Hass und Ideologie, sondern auch Aufstiegsversprechen, soziale Wohltaten und psychologische Manipulation zum Nationalsozialismus führten.

Rosalía: Pop kann Barock

Was haben Hildegard von Bingen, das Berghain und das London Symphony Orchestra im Pop verloren?

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Veröffentlicht von Pia von Wersebe.

Artikel

Manchmal, selten, kommt ein Lied oder ein Album heraus, das wirklich Wellen schlägt. Die spanische Sängerin Rosalía hat mit ihrer neuen Single „Berghain“ einen solchen Pop-Moment ausgelöst, schreibt meine Kollegin Pia v. Wersebe.

In dem Song verbindet sie den Berliner Techno Club Berghain, die legendäre Nonne Hildegard von Bingen, das London Symphony Orchestra und Operngesang und erforscht dabei unerhörtes Terrain.

Was all das in der Popmusik verloren hat und warum Barock und Pop sich gut ergänzen, das lesen Sie hier.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche ✨.

Auf sehr, sehr bald.

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin The Pioneer

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